Lexikon der Fernerkundung

Geowissenschaften und Fernerkundung

Die geowissenschaftliche Fernerkundung (FE) ist eine junge Fachdisziplin der Geowissenschaften, die seit dem Start des ersten Erdbeobachtungssatelliten im Jahr 1972 zunehmend Bedeutung innerhalb der Geowissenschaften gewinnt. Die Fernerkundungsdaten werden meist flugzeug- oder satellitengetragen erhoben, aber auch Drohnen, Luftschiffe und andere Plattformen kommen zum Einsatz. Die Ergebnisse der geologischen Interpretation von Luft- und Satellitenbildern werden in vielen Fällen zu thematischen Karten ausgearbeitet.

Generell befasst sich die geowissenschaftliche Fernerkundung sich mit der Gewinnung von Daten der Erdoberfläche mit Hilfe von abbildenden Beobachtungssystemen. Diese überwinden das Problem der Punktmessungen und erzeugen flächendeckende (synoptische) Datenfelder der elektromagnetischen Eigenschaften der Oberfläche, aus denen dann auf den Zustand bzw. die Eigenschaften der erfassten Oberflächen geschlossen werden kann.

Weltweit gibt es eine Vielzahl von Instituten, Agenturen, Behörden und auch private Firmen, die sich mit diesen Arbeitsfeldern befassen. Dazu gehören beispielsweise BGR, DLR, GFZ, USGS, ESA, NASA, NOAA, MAXAR, Planet und viele mehr.

Geodaten aus dem All

Bei der Erkundung des Erdsystems sind insbesondere Satellitendaten zu einer zunehmend wichtigen Informationsquelle geworden. Fernerkundungsdaten sind in den Geowissenschaften sehr bedeutend, denn nur durch sie wird eine globale Beobachtung der Erdoberfläche und Atmosphäre mit guter räumlicher Auflösung möglich. Daneben kann mit satellitengestützten Fernerkundungssensoren auch wiederholt ein bestimmtes, umgrenztes Gebeit im Zeitverlauf beobachtet werden.

Mit der satellitengestützten Fernerkundung ist es beispielsweise möglich, Daten zur exakten Vermessung der Erdoberfläche zu erhalten und das Erdschwerefeld sowie das Erdmagnetfeld in bisher nie dagewesener Präzision zu bestimmen. Daraus lassen sich Bewegungen von Kontinentalplatten und Vorgänge an den Plattengrenzen rekonstruieren und vorhersagen sowie Hebungs- und Senkungsprozesse mit hoher Genauigkeit bestimmen. In den Bereichen der Navigation und Positionierung oder Landvermessung sind diese Informationen bereits unverzichtbar geworden.

Satelliten sind auf ihrer Bahn den verschiedensten physikalischen Einflüssen und Feldern ausgesetzt. Schon der erste US-amerikanische Satellit (Explorer 1, 1958) hat mit seinen einfachen Strahlungsmessgeräten zur Entdeckung des Van-Allen-Gürtels geführt.

Magnetometer zur Vermessung des Erdmagnetfeldes wurden seither auf einer Vielzahl von Satelliten mitgeführt, darunter der deutsche CHAMP. In ihrer Orbitgeometrie speziell auf diese Aufgabe abgestimmt, ist die ESA-Mission SWARM seit 2013 in der Lage, die inneren und äußeren Komponenten des Erdmagnetfeldes noch besser vermessen zu können.

Ein für globale und regionale geophysikalische Phänomene, darunter auch globale Klimaindikatoren, wichtiges Feld wird durch die Gravitation beschrieben. Massen und Massenbewegungen deformieren das sog. Geoid, die Fläche gleicher Schwere. Da sich die Bahnen von Erdsatelliten nach dem lokalen Schwerefeld ausrichten, erzeugen kleine Änderungen des Schwerefeldes auch minimale Änderungen der Satellitenbahn. So ist die hochgenaue Vermessung der Satellitenbahn der Schlüssel zur Berechnung des Schwerefeldes. Als Messmethode steht z.B. das Laser-Tracking oder Satellite Laser-Ranging (SLR) zur Verfügung. Am Satelliten befestigte Reflektoren spiegeln vom Boden ausgesandte Laserimpulse wieder zurück. Mit Hilfe der Laufzeit des Laserimpulses wird die Distanz zwischen Bodenstation und Satellit gemessen. Ein globales Netzwerk von Satellite-Ranging-Stationen führt solche Messungen durch. Die Position und die Geschwindigkeit eines Satelliten werden aber auch durch eine Vielzahl weiterer Einflüsse - nicht zuletzt die verbleibende Atmosphäre auch in großer Höhe - bestimmt.

Umgekehrt geht die genaue Kenntnis des Schwerefeldes auch wieder in die Berechnung von Satellitenbahnen ein. Die hochgenaue Lagebestimmung und damit die genaue Verortung von Bildpunkten am Boden bei Daten optischer Satelliten ist damit auch der Schwerefeldmessung zu verdanken. Aber auch klimatische Veränderungen, z.B. Auswirkungen des ENSO-Phänomens, pausen sich als differentielle Änderung des Schwerefeldes durch. Damit sind diese durch die Methoden der Satellitengeodäsie nachweisbar.

Weiterhin liefern Satelliten Informationen über die Ozeanzirkulation und atmosphärische Prozesse. Auch die Mächtigkeit kontinentaler Eisschilde oder des Meereises sowie Veränderungen des Meeresspiegels lassen sich aus Satellitenmessungen ableiten. Diese Daten stellen wichtige Informationen für die moderne Klimatologie dar und dienen als Indikatoren für globale Klimaänderungen. Nicht zuletzt können mit Hilfe von Satellitenbeobachtungen Informationen zur globalen Landnutzung gewonnen werden.

Mit kontinuierlichen Messungen können langjährige Zeitreihen aufgestellt werden, mit deren Hilfe auch langperiodische Prozesse mit Zyklen von z. B. zehn oder hundert Jahren identifiziert und beobachtet werden können. Hierzu gehören Schwankungen der Rotationsachse und Rotationsgeschwindigkeit, aber auch Schwankungen des Schwerefeldes, die durch Massenverlagerungen in der Atmosphäre, im hydrologischen Kreislauf und in der festen Erde verursacht werden.

Ein wichtiges Einsatzgebiet von Satellitendaten ist deren Nutzung im Rahmen der Frühwarnung vor Naturgefahren. So bilden GPS-Daten z. B. einen integralen Bestanteil von Tsunami-Frühwarnsystemen. Dank der präzisen Vermessung der Erdoberfläche kann man zudem Deformationen von Vulkanhängen erkennen, die einen möglichen Ausbruch ankündigen können. Außerdem kann die Verbreitung vulkanischer Gas- und Aschewolken mit Hilfe von Satelliten verfolgt werden. Die Beobachtung aus der Umlaufbahn liefert auch wichtige Informationen über Veränderungen der Erdoberfläche nach Naturkatastrophen, etwa nach Beben, Überflutungen oder Hangrutschungen und werden daher im Rahmen der Katastrophenhilfe eingesetzt.

Im geowissenschaftlichen Sinn ermöglicht die FE in verschiedensten Bereichen die Entwicklung neuer Modellvorstellungen. Dies gilt beispielhaft für hochpräzise flächendeckende Vermessung mit Hilfe der Interferometrie, die die Dynamik von Oberflächenveränderungen z.B. in aktiven Störungszonen, vor Erdbeben erst beobachtbar machen. Weitere Bereiche sind die Erfassung und Beobachtung von Verteilungsmustern von Gesteinsoberflächen, Böden und Vegetation und deren Veränderung im Hinblick auf Katastrophenmanagement, Bodendegradation, Erosion und Desertifikation.

In der Landschaft bestehen zwischen den Oberflächenformen, anderen Erscheinungen und dem geologischen Unterbau enge Zusammenhänge. Daher ist es der Geologie möglich, aus den in Luft- und Satellitenbildern sichtbaren Formen und Merkmalen der Erdoberfläche vielfältige Rückschlüsse auf die Gesteinstypen, auf Lagerstätten und den tektonischen Aufbau der Erdoberfläche zu ziehen. Dies gilt insbesondere für aride und semiaride Regionen, in denen die Oberflächenformen kaum durch Pflanzenbewuchs bedeckt werden.

Aber auch in den dicht bewachsenen feuchten Tropengebieten und in den gemäßigten humiden Bereichen bieten Reliefformen, Vegetationsmuster, Landnutzung und ähnliches Hinweise zur Unterscheidung von Gesteinseinheiten und zur Erfassung von tektonischen Strukturen.

Verwerfungsstrukturen - ein Beispiel aus Xinjiang

Im folgenden Satellitenbild von der nordwestlichen Provinz Xinjiang, dominiert eine bemerkenswerte Reihe von Bergrücken die Landschaft. Die höchsten Hügel erheben sich bis zu 1.200 Meter über die angrenzenden Becken und sind mit charakteristischen roten, grünen und cremefarbenen Sedimentgesteinsschichten verziert. Die Farben spiegeln Gesteine wider, die zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Umgebungen entstanden sind. Die roten Schichten nahe dem oberen Ende der Abfolge sind Sandsteine aus dem Devon, die von alten Flüssen gebildet wurden. Die grünen Schichten sind Sandsteine aus dem Silur, die in einem mäßig tiefen Ozean entstanden sind. Bei den cremefarbenen Schichten handelt es sich um Kalkstein aus dem Kambrium-Ordovizium, der in einem flachen Ozean entstand.

Der Operational Land Imager (OLI) auf dem Satelliten Landsat 8 nahm diese Ansicht des Keping Shan-Überschiebungsgürtels am 30. Juli 2013 auf. Die Kämme sind von Nordost nach Südwest ausgerichtet und erstrecken sich von Kashgar bis Aksu, China. Schmale Becken trennen die Kämme, und an einigen der tiefsten Punkte sind flache Seen zu sehen. Die helleren Bereiche sind Sedimente, die von ausgetrockneten Seen zurückgelassen wurden. Während der größte Teil der Region trocken und unfruchtbar ist, verläuft im unteren Teil des Bildes ein grüner Streifen mit Vegetation entlang des Kashgar-Flusses. Die Ausläufer des Tien-Shan-Gebirges sind in der Nähe des oberen Bildrandes zu sehen.

Verwerfungen in Xinjiang Verwerfungen in Xinjiang

Satellitenaufnahme eines kurzen Abschnittes des insgesamt 70 km langen Ausbisses der Piqiang-Störung, einer sinistralen (linkssinnigen) Blattverschiebung am Südrand des Tienschan (W-China). Deutlich zu erkennen ist der Versatz der vielfarbigen Höhenrücken östlich der Verwerfung um ca. 3 km gegenüber denen westlich der Verwerfung.

Ergänzender Link:

Mineralien mit Licht und dem Instrument ASTER auf dem Satelliten Terra kartieren (NASA Earth Observatory 2014)

Quelle: NASA Earth Observatory
Radarmissionen

Ein Beispiel mit TanDEM-X

In den zurückliegenden 50 Jahren hat uns die interplanetare Raumfahrt die Kartierung der kraterübersäten alten Oberflächen unserer benachbarten Planeten und Monde im Sonnensystem ermöglicht. Einschläge von Asteroiden, verbunden mit der Entstehung von Einschlagkratern auf ihren Oberflächen spielten eine wichtige Rolle in der protoplanetaren Scheibe des sich gerade bildenden Sonnensystems. Auch später beeinflussten sie die Entwicklung der Planeten. Der Einschlag großer Projektile wirkte sich auf der Erde sogar auf die Entwicklung des Lebens aus.

Auf unserem Heimatplaneten repräsentiert die heutige Anzahl der weltweiten Einschlagkrater allerdings nur einen Bruchteil dessen, was die Erde im Lauf ihrer Geschichte an Einschlägen erfahren hat. Tektonische Aktivität, Erosion und Verwitterung sowie Sedimentation hat den Großteil dieser Einschlaghistorie ausgelöscht. Der übrig gebliebene Anteil ist von diesen geologischen Prozessen oft bis zur Unkenntlichkeit verändert oder im Untergrund unseren Blicken entzogen.

Die Kartierung dessen, was von den Einschlägen der Vergangenheit heute noch auf der Erdoberfläche zu sehen ist, kann von Satelliten aus erdnahen Umlaufbahnen vorgenommen werden. Oft behindert dabei die Erdatmosphäre infolge dichter Bewölkung oder starker Luftverschmutzung den freien Blick oder fehlende Ausleuchtung durch die Sonne entzieht den Erdboden einer genauen Betrachtung. Jedoch kann man heute mit Methoden der Fernerkundung, entwickelt in den zurückliegenden Jahren, die Herausforderung, die Erdoberfläche mit hoher Präzision zu kartieren, erfolgreich bewältigen.

Zwischen 2010 und 2016 hat die deutsche X-Band Radarmission TanDEM-X, geleitet und betrieben vom DLR, das erste hochaufgelöte globale digitale Höhenmodell der festen Erdoberfläche erstellt. Es basiert auf der Methode der Interferometrie mittels Synthetischen Aperturradars. Aus diesen Daten entstand zum ersten Mal ein weltweites Geländemodell mit einer Höhengenauigkeit von bis zu einem Meter. Wissenschaftler haben mit Hilfe dieser Daten den ersten topographischen Atlas aller heute bekannten terrestrischen Einschlagkrater erstellt.

Der Atlas "TERRESTRIAL IMPACT STRUCTURES - The TanDEM-X Atlas" vermittelt die Grundlagen des Einschlagprozesses, der Radarfernerkundung im Allgemeinen sowie der TanDEM-X Raumfahrtmission im Speziellen.

Er zeigt die Einschlagkrater der Erde in mehr als 200 hochaufgelösten topographischen Karten, ergänzt durch geologische Beschreibungen sowie einer Vielzahl von Aufnahmen dieser Strukturen. Der Atlas vermittelt für jeden Kontinent einen umfassenden Überblick über dessen Inventar an Einschlagkratern. Es folgt eine physische Karte der Impaktstruktur Serra da Cangalha/Brasilien, erstellt aus dem digitalen Höhenmodell der TanDEM-X Mission.

Physische Karte der Impaktstruktur
Serra da Cangalha/BrasilienTanDEM-X Krateratlas Quelle: The TanDEM-X Atlas

BodenBewegungsdienst Deutschland

Bodenbewegungen können eine Gefahr für Bevölkerung und Infrastruktur darstellen. Daher werden seit langem Bewegungsprozesse im Bereich von Untertagenutzung (z..B. Bergbau, Geothermie) relevanter Infrastruktur (z.B. Deiche, Brücken) mit terrestrischen Vermessungsmethoden (z.B. Nivellement, GPS) überwacht. Stadtentwicklungsprojekte und Maßnahmen zur Gefährdungsabschätzung verlassen sich dabei auf die Überwachung der Bodenbewegungen, die üblicherweise mithilfe von landbasierten Vermessungsmethoden stattfindet.

Moderne Fernerkundungsmethoden, wie die satellitenbasierte SAR-Interferometrie (InSAR) ermöglichen kosteneffiziente Messungen von Bodenbewegungen mit hoher Präzision (Radarfernerkundung). Um eine nationale operationelle Nutzung der Copernicus Daten und der InSAR-Technik zu unterstützen, setzt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) den BodenBewegungsdienst Deutschland (BBD) als dauerhafte Anwendung um. Die erzeugten Daten-Produkte können z.B. von Behörden zur verbesserten Gefahrenabwehr, Raum-, Stadtplanung etc. genutzt werden. Ein pan-europäischer Dienst ist im Rahmen von Copernicus im Aufbau (European Ground Motion Service).

Der Kerndatensatz des BodenBewegungsdienstes Deutschland basiert auf bundesweiten Copernicus Sentinel-1 Daten, die mittels des Persistent Scatterer Interferometrie (PSI) Verfahrens verarbeitet werden. Für die Entwicklung und Prozessierung der ersten BBD-InSAR Produkte beauftragte die BGR das DLR-IMF Oberpfaffenhofen. Neben diesem, regelmäßig aktualisierten, Datensatz sind optional zusätzliche Auswertungen für ausgewählte Regionen möglich. Diese basieren auf hochaufgelösten SAR Daten von z.B. TerraSAR-X.

Neuerdings können die Radarbilder der Mission Sentinel-1 Bodenbewegungen kartographieren und dabei helfen, Veränderungen dieser Bewegungen auf wenige Millimeter genau nachzuverfolgen. Diese erste deutschlandweite Karte zeigt millimetergenau, wie sich die Landoberfläche in Deutschland jährlich zwischen 2014 und 2018 verschoben hat.

Das Absinken im Westen des Landes, in der Karte rot markiert, rührt vom Braunkohletagebau, begleitet von einer Grundwassersenkung, her. Blau markierte, angrenzende Gebiete sind wahrscheinlich das Resultat eines Grundwasseranstiegs nach dem Stopp der Bergbauaktivitäten.

BodenBewegungsdienst Deutschland BodenBewegungsdienst Deutschland Quellen: BGR / ESA

Um die Kombination der fernerkundlich erstellten Bodenbewegungsdaten mit anderen unabhängigen Datensätzen sicherzustellen, wird u.a. eine Kalibrierung der PSI- Daten mit Zeitreihen kontinuierlicher GNSS-Stationen durchgeführt. Zudem werden Plausibilitätsprüfungen durch Geländebegehungen (Charakterisierung der Rückstreuobjekte), optische Fernerkundungsdaten (Copernicus Sentinel-2) und anderen Geodaten (geologische Karten) durchgeführt. Zur interaktiven Visualisierung der Bodenbewegungsdaten steht ein WebGIS zur Verfügung.

Luftbilder

Luftbilder sind in der Geologie seit langem eine nicht mehr weg zu denkende Informationsquelle. Sie ergänzen die Außenarbeit des Geologen, da in ihnen Erscheinungsformen und räumliche Zusammenhänge zu erkennen sind, die erst aus der Vogelperspektive sichtbar werden.

Die geologische Auswertung von Luft- wie auch von Satellitenbildern interpretiert dabei, neben den verschiedenen Grau- und Farbtönen, vor allem morphologische Eigenheiten, Entwässerungsnetze, Texturen, Vegetation und Landnutzung. Bei der Interpretation von Satellitenbildern werden zusätzlich großräumige Strukturen erfasst und eine statistische Analyse von Lineamenten durchgeführt. Dadurch besteht die Möglichkeit, Berg- und Talformen, Hangneigungen etc. zu analysieren und Rückschlüsse auf die Gesteinsarten, ihre Lagerung, ihre gegenseitige Abgrenzung und tektonische Strukturen zu ziehen.

Mit Flugzeugscannern aufgenommene Thermalbilder verwendet die Geologie oft zur Lösung spezieller Probleme. Diese beinhalten die Unterscheidung von lockeren und festen Gesteinen aufgrund ihres unterschiedlichen Thermalverhaltens, die Kartierung von tektonischen Störungen, an denen durch Feuchtigkeitsunterschiede stärkere Verdunstung auftritt, die Erfassung geothermaler Anomalien sowie die Beobachtung aktiver Vulkane.

Bergbaurelevante Einsatzmöglichkeiten

In Deutschland befassen sich vorrangig eine Abteilung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mit der Beobachtung der Erdoberfläche hinsichtlich ihrer Beschaffenheit und der auf ihr ablaufenden Prozesse auf unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Skalen. Die Tätigkeiten der Fernerkundung der BGR umfassen den anwendungsorientierten Einsatz von Fernerkundungsdaten und die methodischen Entwicklungen im Nahbereich und Fernbereich, welche für ein breites Spektrum von Anwendungsfeldern von Interesse sind. Auch die Sektion Fernerkundung und Geoinformatik am GFZ Potsdam ist mit vergleichbaren Aufgaben betraut.

Die Nutzung von Copernicus-Daten zur Überwachung bergbaulicher Aktivitäten, aber auch zum Monitoring ehemaliger Bergbauregionen sowie zur Erschließung von Lagerstätten ist bereits in F&E-Vorhaben auf nationaler und europäischer Ebene z. B. in GMES4Mining, Terrafirma, PanGeo und EOMiners untersucht worden.

Für das Monitoring von Bodenbewegungen mittels Radarinterferometrie sollen in absehbarer Zeit bundesweit konsistente, unter anderem mit den Vermessungsverwaltungen abgestimmte Datensätze zur Verfügung gestellt werden. Der Bodenbewegungsdienst beinhaltet die Verifizierung, d. h. die Qualitätskontrolle der Prozessierung und der Ergebnisse sowie die Interpretation der Ergebnisse basierend auf thematischen Daten und Karten, Geländebegehung sowie Zusatzdaten.

Die Fernerkundung der BGR gründet auf und verbindet Multispektralverfahren und Hyperspektralverfahren, Radartechnologie und Thermalfernerkundung. Der Fokus liegt auf der Anwendung von Verfahren der Fernerkundung und der Entwicklung neuer und automatisierter Methoden und Standards zur Analyse und Extraktion detaillierter Informationen. Fernerkundungsmethoden werden genutzt und entwickelt, um Aufgaben und Anwendungen im In- und Ausland zur Erkundung, Kartierung und der Bewertung von Geologie, Georisiken, Umwelt, Boden, Wasser und Rohstoffen durchzuführen.

In ariden und semiariden Gebieten, die keine bzw. nur eine geringe Vegetationsbedeckung aufweisen, ermöglicht die multispektrale und hyperspektrale Fernerkundung eine Analyse der Boden- und Gesteinsoberfläche im Zusammenhang mit der Exploration von mineralischen Rohstoffen. Hierzu werden die spektralen Eigenschaften (Fingerabdruck) an der Oberfläche vorkommender indikativer Minerale, wie z. B. Hämatit, Goethit und Jarosit analysiert, um oberflächlich oxidierte Zonen von Metallsulfiden (sog. Gossans oder Eiserne Hüte) zu detektieren. Da der spektrale Fingerabdruck der oben genannten Minerale im Wellenlängenbereich von 900 nm spektral breit genug ist, kann dieser sogar mit multispektralen Systemen erfasst werden. Dazu wird die Tiefe des Eisenabsorptionsbands (IFD) als Indikator für die Exploration genutzt. Die auf diese Weise ermittelten Gossans können nun durch gezielte Feldbegehung weiter erkundet werden. Hierbei ist zu beachten, dass für genauere Analysen der mineralogischen Zusammensetzung der Oberfläche hyperspektrale Satellitendaten, wie sie zukünftig vom EnMAP-System (242 Spektralkanäle) aufgezeichnet werden, notwendig sind.

Die gleichen spektralen Indikatoren können zur Überwachung alter Bergbauhalden verwendet werden. Ziel ist dabei, den Materialaustrag in die Umwelt so weit wie möglich zu minimieren. In diesem Zusammenhang kann insbesondere die synergetische Nutzung von multispektralen Satellitensystemen (z. B. Sentinel-2), die eine hohe räumliche und zeitliche Abdeckung aufweisen, in Kombination mit zukünftigen hyperspektralen Systemen (z. B. EnMAP) zeitkritische Informationen (z. B. Monitoring von Bergbau- und Bergbaufolgelandschaften, Ölsande) zur Oberflächenzusammensetzung liefern. (GFZ)

Wissenschaftler vom GFZ und aus China haben Daten der Sentinel-1-Mission ausgewertet und in einer Studie neue Möglichkeiten der Überwachung von Bergbaugebieten gezeigt. Sie benutzten die Synthetic Aperture Radar Interferometry (InSAR) und untersuchten damit Braunkohleregionen in Nordrhein-Westfalen. Mit ihrem Erfassungszeitintervall einer sechstägigen Wiederholung und einer sehr geringen Bahnabweichung bietet die Sentinel-1-Mission SAR-Daten, die helfen, Gefahren in ganz spezifischen Bergbaugebieten in Deutschland zeitlich und räumlich viel detaillierter zu untersuchen als bisher. Durch eine Kombination der Ergebnisse dieser neuen Technologie mit anderen Messungen vor Ort und hochauflösender SAR-Systeme wie dem deutschen TerraSAR-X könne man das geotechnische Risiko von Tagebauen weitaus vollständiger als bisher bewerten.

Mittlere Deformationsraten über dem Tagebau Hambach Mittlere Deformationsraten über dem Tagebau Hambach

Die Darstellungen wurden aus Daten verschiedener SAR-Satelliten ermittelt. Negative und positive Werte entsprechen Senkungen bzw. Hebungen.
Die Studie zeigt, dass es in den Tagebaugebieten Hambach, Garzweiler und Inden deutliche Landabsenkungen gibt. Grund dafür ist der Verdichtungsprozesses von Abraum über wieder aufgefüllten Gebieten mit Senkungsraten zwischen 31 und 50 Zentimetern pro Jahr für die Gruben bei Inden, Hambach und Garzweiler.

Aus den Satellitendaten ließ sich ebenfalls eine signifikante horizontale Verschiebung von bis zu 12 Zentimeter pro Jahr an einer Grubenflanke feststellen. Auch die ehemaligen Tagebaue Fortuna-Garsdorf und Berghein im östlichen Teil der rheinischen Kohlereviere, die bereits für die Landwirtschaft zurückgewonnen wurden, weisen Senkungen auf, die bis zu zehn Zentimeter pro Jahr erreichen.

Quelle: IDW / GFZ

Weitere Informationen:


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