Vegetationsbrände und Fernerkundung
Üblicherweise wird der Begriff 'Vegetationsbrand' als Oberbegriff für unkontrollierte Brände genutzt, die in der (wilden) Vegetation auftreten, oft in ländlichen Gebieten.
Begriff
Vegetationsbrände oder Wildfeuer (engl. wildfire) sind eine spezielle Art von Bränden (Schadfeuern). Der Begriff ist verschiedentlich differenzierbar. So kann man Vegetationsbrand als Oberbegriff verstehen für Flurbrände und Waldbrände. Wildfeuer bzw. Vegetationsbrände können in Wäldern, Grasland, Savannen und anderen Ökosystemen entstehen, und das schon seit Hunderten von Millionen Jahren. Sie sind nicht auf einen bestimmten Kontinent oder eine bestimmte Umgebung beschränkt.
Wildfeuer können in der Vegetation sowohl im als auch über dem Boden entstehen. Bodenbrände entzünden sich in der Regel in Böden mit viel organischem Material, das die Flammen nähren kann, z. B. Pflanzenwurzeln oder Torf (z.B. Indonesien). Bodenbrände können lange schwelen - sogar eine ganze Saison - bis die Bedingungen für ein Oberflächen- oder Kronenfeuer gegeben sind. Oberflächenbrände hingegen brennen in toter oder trockener Vegetation, die knapp über dem Boden liegt oder wächst. Ausgedörrtes Gras oder heruntergefallenes Laub begünstigen oft Flächenbrände. Kronenbrände brennen in den Blättern und Baumkronen von Bäumen und Sträuchern.
Monitoring
Terrestrische Feuerwachen sind nach wie vor wichtig, um Brände zu erkennen und die Einsatzkräfte zu leiten, haben aber große Einschränkungen, wie z. B. einen begrenzten Sichtradius. In den letzten Jahrzehnten wurden zunehmend modernere Hilfsmittel eingesetzt, wie z. B. Satelliten und Luftfahrzeuge (Flugzeuge, Hubschrauber, UAVs), die größere Gebiete beobachten und mehr Daten sammeln können als das menschliche Auge.Diese anspruchsvolleren Systeme verwenden GPS und am Flugzeug montierte Kameras für den infraroten und hochauflösenden sichtbaren Bereich, um Waldbrände zu entdecken und zu überwachen. Allerdings sind auch sie nicht ohne Nachteile.
Einige von ihnen wurden speziell und ausschließlich für die jeweilige Aufgabe entwickelt, andere tragen neben anderen Datenmessungen zur Überwachung von Bränden bei, und einige wurden nach dem Einsatz zur Beobachtung von Bränden eingesetzt. Eine der wichtigsten Messgrößen für Waldbrände ist die Strahlungsleistung des Feuers (Fire Radiative Power, FRP), wobei höhere FRPs auf intensivere Brände hinweisen.
Es werden hauptsächlich zwei Arten von Brandüberwachungssatelliten eingesetzt: Satelliten in einer polaren Umlaufbahn, die den gesamten Planeten mehrmals am Tag beobachten, und geostationäre Satelliten, die bestimmte, große Gebiete mit grober Auflösung beobachten. Jeder Satellit hat seine Grenzen, was die Erfassungsmöglichkeiten seiner Sensoren, die Auflösung seiner Bilder und - bei umlaufenden Satelliten - die Häufigkeit seines Überflugs über den Zielgebiet betrifft.
Um diese Einschränkungen auszugleichen, werden die Daten von einer Flotte von Satelliten miteinander abgeglichen, um die individuellen Einschränkungen zu berücksichtigen und eine möglichst genaue Brandüberwachung und -vorhersage zu gewährleisten. Für die Risikobewertung und Kartierung im Vorfeld von Bränden werden Daten über Niederschlag, Bodenfeuchte, Trockenheitsgrad, Topographie, Oberflächentemperaturen sowie Dichte und Ausdehnung der Vegetation erfasst. Für die Brandüberwachung in Echtzeit werden Daten über die Strahlungsleistung und die gesamte Brandfläche erfasst und in Kombination mit den Daten zur Risikobewertung vor einem Brand verwendet, um vorherzusagen, wie sich das Feuer in naher Zukunft verhalten wird. Bei der Kartierung nach einem Brand werden Daten über die gesamte verbrannte Fläche, die Schwere des Brandes und das Wiederaufwachsen der Vegetation erfasst.
Für die Brandüberwachung werden zahlreiche Instrumente eingesetzt. Bereits das Advanced Along-Track Scanning Radiometer (AATSR) auf dem seit 2012 inaktiven ENVISAT und das Along-Track Scanning Radiometer (ATSR) der europäischen ERS-1/-2 konnten die von Bränden ausgehende Infrarotstrahlung messen und so Brandherde mit einer Temperatur von über 39 °C identifizieren.
Später kamen weiterentwickelte Instrumente zum Einsatz wie MODIS (Moderate Resolution Imaging Spectrometer), VIIRS (Visible Infrared Imaging Radiometer Suite) und CALIOP (Cloud-Aerosol Lidar with Orthogonal Polarisation Instrument). MODIS befindet sich an Bord der NASA-Satelliten Terra und Aqua und nutzt elektromagnetische Strahlung im sichtbaren und infraroten Bereich, um Temperaturspitzen am Boden aufzuspüren, bei denen die Temperatur an einem bestimmten Ort höher ist als die Hintergrundtemperatur in einem größeren Gebiet.
VIIRS befindet sich an Bord der NASA/NOAA-Satelliten SUOMI NPP und JPSS und funktioniert ähnlich wie MODIS, nur mit einer feineren räumlichen Auflösung von 375 Metern. Diese feinere Auflösung ermöglicht die Erkennung von kleineren Bränden. MODIS und VIIRS können Wärmesignaturen sowohl am Tag als auch in der Nacht erkennen. CALIOP befindet sich an Bord des CALIPSO-Satelliten (Cloud-Aerosol Lidar and Infrared Pathfinder Satellite Observation) und beobachtet die Höhe der Rauchfahne sowie die vertikale Verteilung von Aerosolen in der Atmosphäre. Das Instrument ist auf einzigartige Weise in der Lage, optisch dünne Rauchschichten mit einer feinen vertikalen Auflösung zu erkennen, so dass ausgedehnte Rauchfahnen ohne klare Grenzen beobachtet werden können. CALIOP-Daten können mit Modellen kombiniert werden, um Rauchflüsse ihren Ursprungsfeuern zuzuordnen und die Entwicklung der Injektionshöhe von Rauchfahnen im Laufe der Zeit zu beobachten, was Auswirkungen auf das Klima, die Luftqualität und die menschliche Gesundheit hat.
Beispiel-Produkte und Entwicklungen
- Das Hazard Mapping System der NOAA kombiniert Fernerkundungsdaten von Satelliten wie dem Geostationary Operational Environmental Satellite (GOES), dem Instrument Moderate-Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) auf Terra und Aqua sowie dem Advanced Very High Resolution Radiometer (AVHRR) auf polarumlaufenden NOAA-Satelliten zur Erkennung von Feuer und Rauchfahnen.
- Im Jahr 2015 hat der Forest Service (USFS) des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) ein neues Instrument zur Branderkennung in Betrieb genommen, das Daten des Satelliten Suomi National Polar-orbiting Partnership (SUOMI NPP) nutzt, um kleinere Brände detaillierter zu erkennen als bisherige weltraumgestützte Produkte. Die hochauflösenden Daten werden zusammen mit einem Computermodell verwendet, um vorherzusagen, wie sich ein Feuer je nach Wetter- und Bodenbedingungen entwickeln wird.
- Im Jahr 2014 wurde im südafrikanischen Krüger-Nationalpark eine internationale Kampagne organisiert, um Produkte zur Branderkennung zu validieren, darunter auch die neuen VIIRS-Daten zu aktiven Bränden.
- Die zunehmende Häufigkeit von Waldbränden hat zu Vorschlägen für den Einsatz von Technologien geführt, die auf künstlicher Intelligenz zur Früherkennung, Prävention und Vorhersage von Waldbränden basieren.
- GWIS, eine gemeinsame Initiative der Gruppe für Erdbeobachtung (GEO) und der Copernicus-Arbeitsprogramme, führt bestehende nationale und regionale Informationen über Brände zusammen, um eine umfassende Datenquelle über Brandregime und Brandauswirkungen rund um den Globus zu schaffen, die als unterstützendes Instrument für das operative Brandmanagement auf verschiedenen Ebenen genutzt werden kann. Das System stützt sich auf Daten des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS), des Globalen Terrestrischen Beobachtungssystems (GTOS), der Globalen Beobachtung der Waldbedeckung - Globale Beobachtung der Landdynamik (GOFC-GOLD), des Fire Implementation Teams (GOFC Fire IT) und der zugehörigen regionalen Netzwerke. Innerhalb von GWIS gibt es fünf Anwendungen: einen Viewer für die aktuelle Situation, ein Portal für aktuelle Statistiken, Länderprofile, eine langfristige Vorhersage des Brandwetters sowie Daten und Dienste. Die Daten über Waldbrände aus GWIS sind global und frei zugänglich, so dass jeder auf die Informationen über das Brandrisiko zugreifen und sie bewerten kann.
GWIS Near-Real-Time (NRT)-Informationen basieren auf kombinierten thermischen Anomaliedaten der Sensoren MODIS und VIIRS. Das Produkt nutzt Daten aus dem seit 2021 bestehenden Fire Information for Resource Management System (FIRMS) der NASA. - Feuerinformationen für das Ressourcenmanagement-System (FIRMS): FIRMS ist Teil der Land, Atmosphere Near real-time Capability for EOS (LANCE) der NASA und liefert NRT-Daten zu aktiven Bränden aus MODIS und VIIRS in einem frei zugänglichen, globalen Datenprodukt. Die Daten für die USA und Kanada sind sofort verfügbar, während die globalen Daten innerhalb von 3 Stunden nach den Satellitenbeobachtungen verfügbar sind.
- Der Copernicus Atmospheric Monitoring Service (CAMS) nutzt mit Hilfe des Global Fire Assimilation System (GFAS) Satellitenbeobachtungsdaten zur Überwachung von Waldbränden und den damit verbundenen Rauchfahnen sowie zur Schätzung der in die Atmosphäre abgegebenen pyrogenen Schadstoffe. Der Datensatz von GFAS begann 2003 und kann daher verwendet werden, um Waldbrände in den Kontext des sich ändernden Klimas zu stellen. Die CAMS-Daten können über eine benutzerfreundliche Website und eine mobile Anwendung mit der Bezeichnung Windy genutzt werden.
- Die gemeinsame Initiative WildFireSat der Canadian Space Agency (CSA), des Canadian Forest Service (CFS), des Canada Centre for Mapping and Earth Observation (CCMEO) und von Environment and Climate Change Canada (ECCC) soll das Management von Waldbränden unterstützen. Dabei handelt es sich um eine Konstellation von sieben Mikrosatelliten. Jeder Mikrosatellit ist etwa so groß wie eine Aktentasche (ohne die Sonnenkollektoren).
WildFireSat überwacht künftig das Ausmaß der Waldbrände in Kanada mit Hilfe seiner Infrarotsensoren zur FRP-Messung und misst auch die von den Bränden ausgehenden Kohlenstoffemissionen, die in die Kohlenstoffbilanz des Landes einfließen können. Ein großer Vorteil dieser Konstellation besteht darin, dass sie Kanada am Nachmittag und frühen Abend abdeckt, wenn die Gefahr von Waldbränden aufgrund hoher Temperaturen, niedriger Luftfeuchtigkeit und starker Winde am größten ist. Die Daten von WildFireSat werden sofort öffentlich zugänglich gemacht. - Global Forest Watch bietet detaillierte tägliche Updates zu Feuerwarnungen. Global Forest Watch (GFW) ist eine Open-Source-Webanwendung zur Überwachung der weltweiten Wälder in nahezu Echtzeit. GFW ist eine Initiative des World Resources Institute (WRI), mit Partnern wie Google, USAID, der University of Maryland (UMD), ESRI, Vizzuality und vielen anderen akademischen, gemeinnützigen, öffentlichen und privaten Organisationen.
- Über das ZKI Fire Monitoring System werden aktuelle Waldbrandinformationen für Europa der letzten 31 Tage zur Verfügung gestellt. Um verbrannte Gebiete und ihre räumliche Entwicklung nahezu in Echtzeit zu überwachen, wurde ein vollautomatisierter Ansatz basierend auf Copernicus-Satellitendaten entwickelt. Das Informationssystem ermöglicht sowohl eine mehrfache Aktualisierung pro Tag wie auch eine interaktive Analyse aktueller Waldbrände in einem durch den Benutzer definierten Interessengebiet.
Weitere Informationen:
- Global Wildfire Information System - GWIS (Copernicus)
- Spreading like Wildfire: The Rising Threat of Extraordinary Landscape Fires (UNEP)
- Fire Information for Resource Management System (FIRMS) (NASA)
- Europäisches Waldbrandinformationssystem (EU Kommission)
- Global Fire Monitoring Center (GFMC) - Startseite
- FireBIRD sieht Waldbrände mit Adleraugen (ESKP)
- Verbrannte Erde - Unsere Wälder in Flammen (WWF)
- Impacts on the natural environment (Wikipedia engl.)