Geodaten
Raumbezogene Daten der Erdoberfläche, der Lithosphäre und Atmosphäre bis hin zu fachthematischen Sachverhalten aus Wirtschaft, Recht, Verwaltung u.ä. Sie beschreiben Objekte der Realität durch geometrische und inhaltliche Attribute. Geodaten lassen sich z.B. mit Geographischen Informationssystemen erfassen, speichern und weiterverarbeiten. Wichtigstes Kriterium von Geodaten ist der Raumbezug, der i.d.R. auf zwei- oder dreidimensionalen Koordinaten beruht. Grundlage für Geodaten ist in Deutschland u.a. das Amtliche Topographisch-Kartographische Informationsssystem (ATKIS).
In der Geoinformatik beschreibt man mit Geodaten die Eigenschaftswerte von Geoobjekten in Form von Ziffern und Zeichen zur computergerechten Verarbeitung.
Geodaten lassen sich über den Raumbezug miteinander verknüpfen, woraus insbesondere unter Nutzung von GIS- Funktionalitäten wiederum neue Informationen abgeleitet werden können.
Auf und mit ihnen lassen sich Abfragen, Analysen und Auswertungen für bestimmte Fragestellungen durchführen. Geodaten sind als Ware im Geodatenmarkt anzusehen. Geodaten lassen sich in zwei große Teilkomplexe aufteilen, nämlich die Geobasisdaten und die Geofachdaten.
Geobasisdaten sind eine Teilmenge der Geodaten. Zu ihnen zählen insbesondere die Daten der Vermessungsverwaltung, die als Grundlage für viele Anwendungen geeignet sind. Speziell umfasst der Geobasisdatensatz die vorhanden Daten als ALK, ALB und ATKIS sowie die bisher separat geführten DGM und die gescannten topographischen Kartenwerke. Zukünftig zählen hierzu auch die Bilddaten wie Orthophotos, Luft- und Satellitenbilder.
Geofachdaten (oder Fachdaten) sind die in den jeweiligen Fachdisziplinen erhobenen Fachdaten.
Man differenziert ferner in:
- Primärdaten: beruhen auf Messungen oder Erhebungen und wurden durch den Nutzer noch nicht (wesentlich) aufbereitet
Beispiele: On-Screen-Digitalisierung, Scannen einer Rastergrafik und Transformation in ein Bezugssystem (zweidimensionale Lagekoordinaten), GPS-Messungen (dreidimensionale Lagekoordinaten) - Sekundärdaten: die aus den Primärdaten abgeleiteten und aufbereiteten Daten
Beispiele: Geländemodelle, thematische oder topographische Karten - Metadaten: beschreibende Informationen, u.a. zur Mess- oder Erhebungsmethode, zum Beobachtungsgebiet, zur Datenqualität, zur Ermöglichung, Geodaten in Verzeichnisse aufzunehmen und zu nutzen etc.
Nach dem GeoZG sind Geodatendienste vernetzbare Anwendungen, welche Geodaten und Metadaten in strukturierter Form zugänglich machen. Dies sind im Einzelnen:
- Suchdienste, die es ermöglichen, auf der Grundlage des Inhalts entsprechender Metadaten nach Geodaten und Geodatendiensten zu suchen und den Inhalt der Metadaten anzuzeigen,
- Darstellungsdienste, die es zumindest ermöglichen, darstellbare Geodaten anzuzeigen, in ihnen zu navigieren, sie zu vergrößern oder zu verkleinern, zu verschieben, Daten zu überlagern sowie Informationen aus Legenden und sonstige relevante Inhalte von Metadaten anzuzeigen,
- Dienste, die das Herunterladen und, wenn durchführbar, den direkten Zugriff auf Kopien von Geodaten ermöglichen (Downloaddienste),
- Transformationsdienste zur geodätischen Umwandlung von Geodaten.
Als Geodateninfrastruktur bezeichnet das Gesetz eine Infrastruktur bestehend aus Geodaten, Metadaten und Geodatendiensten, Netzdiensten und -technologien, Vereinbarungen über gemeinsame Nutzung, über Zugang und Verwendung sowie Koordinierungs- und Überwachungsmechanismen, -prozesse und -verfahren mit dem Ziel, Geodaten verschiedener Herkunft interoperabel verfügbar zu machen.
Ein Geoportal ist eine elektronische Kommunikations-, Transaktions- und Interaktionsplattform, die über Geodatendienste und weitere Netzdienste den Zugang zu den Geodaten ermöglicht.
Der international gestiegene Bedarf an öffentlichen Geodaten manifestiert sich heute u.a. durch Initiativen wie INSPIRE (INfrastructure for SPatial InfoRmation in Europe), Copernicus (bisher GMES, Global Monitoring for Environment and Security), GEOSS (Global Earth Observation System of Systems) und Galileo (europäisches ziviles Satellitennavigationssystem). Die Koordinierung des Bundes im Rahmen dieser Initiativen erfolgt in Deutschland durch den Interministeriellen Ausschuss für Geoinformationswesen (IMAGI).
Die International Organization for Standardization (ISO) hat bisher drei Normen für die Langzeitarchivierung von Geodaten veröffentlicht, zwei davon speziell ausgerichtet auf Fernerkundungsdaten. Diese sind die
- ISO 14721:2012 „Space data and information transfer systems – Open archival information system (OAIS) – Reference model“, die
- ISO 19165-1:2018 „Geographic information – Preservation of digital data and metadata – Part 1: Fundamentals“ und die
- ISO/DIS 19165-2:2019-09 „Geographic information – Preservation of digital data and metadata – Part 2: Content specifications for Earth observation data and derived digital products“ (DIS = Draft International Standard).
Weitere Informationen:
- Geoinformation - Neue Medien für die Einführung eines neuen Querschnittsfaches (Uni Bonn, BMBF)
- Geodatenzugangsgesetz - GeoZG (BMJ 2009)
- GDI-DE / Geodateninfrastruktur Deutschland (BKG)
- Deutscher Dachverband für Geoinformation - Startseite
- Geoinformationen einfach genutzt - 4. Geo-Fortschrittsbericht der Bundesregierung (BMI 2017)
- Geodatendienste im Internet - ein Leitfaden (Koordinierungsstelle GDI-DE)