Downstreamsektor
Bezeichnung für das 'nachgelagerte' Segment der drei Segmente innerhalb der Raumfahrtindustrie. Der Downstreamsektor umfasst Aktivitäten für die terrestrische Nutzung sowie Produkte und Dienstleistungen, die auf Satellitentechnologie, -signale und -daten angewiesen sind (z. B. Satellitenrundfunk, ausgewählte GIS, GNSS-gestützte Geräte, Erdbeobachtungsdaten). "Nachgelagert" wird hier implizit als das Ende der Kette definiert, wo Erdbeobachtungsdaten als Input verwendet und mit anderen Inputs zur Wertschöpfung kombiniert werden. Einige, aber nicht alle Aktivitäten in diesem Segment sind mit amtlichen und Industriestatistiken leicht zu messen.
Die Wertschöpfungskette des nachgelagerten Erbeobachtungssektors kann in zwei Hauptteile unterteilt werden:
- Datenerfassung und -verteilung, wobei die Akteure kommerzielle Rohdaten, unverarbeitete oder vorverarbeitete Daten von Satelliten, Online-Plattformen und Datenkatalogen liefern.
- Datenverarbeitung, bei der die Akteure Mehrwertdienste anbieten, maßgeschneiderte Algorithmen und spezifische Anwendungen entwickeln.
Downstreamsektor im Bereich der Erdbeobachtung (EO)
Daten aus Erdbeobachtungsmissionen werden im Downstream (Business) Sektor veredelt und zu wertvollen Anwendungen weiterentwickelt. Die Bedarfe der Kunden sind hierbei oft sehr individuell die Anwendungen müssen für jeden Fall genau zugeschnitten werden. Hier sind hohes Maß an Expertise und Qualifikation gefragt. In Deutschland sind im Bereich Downstream Business vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) tätig und sehr erfolgreich. Durch ihr Know-How für die Verarbeitung und den Vertrieb von hochaktuellen und präzisen Satellitendaten sind sie Experten auf ihrem jeweiligen Anwendungsgebiet.
Diese Unternehmen entwickeln zum Beispiel Algorithmen, Software oder bieten fertige Geoinformationsdienste für unterschiedlichste Themenbereiche, bspw. in der Landwirtschaft, bei der Überwachung von Infrastruktur oder der Gewässerkontrolle an. Der Downstream Business Sektor ist also sehr breit gefächert und schließt unterschiedlichste Unternehmen mit ein, die Produkte und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Erdbeobachtung erstellen.
Nutznießer von operationellen Anwendungen aus dem Downstream Business Sektor sind die öffentliche Hand, Unternehmen, die Wissenschaft und auch private Nutzer. Die Verfügbarkeit und Kontinuität von Erdbeobachtungsdaten aus öffentlichen und kommerziellen Quellen nimmt stetig zu und der Downstream Business Sektor befindet sich in den letzten Jahren in einem starken Wachstum.
Der weltweite Bedarf an standortbezogenen Informationen und Wissen über den Zustand von natürlichen Ressourcen und unser System Erde auf Basis von Satellitendaten wird auch in Zukunft weiter wachsen und der Downstream Business Sektor wird zunehmend branchenübergreifend ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland sein.
Copernicus Downstream Dienste und nationale Programme
Alle teilnehmenden Länder an Copernicus können auf Basis der frei verfügbaren Daten und Informationen weitere nationale oder kommerzielle Informationen erzeugen oder Dienste anbieten. Auch Deutschland unterstützt solche Initiativen. Die Koordination solcher Nutzung von Copernicus liegt hierbei bei der Raumfahrtagentur im DLR.
Neben dem Zugriff auf die Sentinel-Daten über die „collaborative Hubs“, die nationalen Datenportale (z.B. CODE-DE), die weitergehenden nationalen Dienste durch Behörden und kommerziellen Aktivitäten, ermöglicht das sog. Copernicus kollaborative Bodensegment auch, Sentinel-Daten mit nationalen Stationen direkt zu empfangen. Dies ist z.Zt. nur für die Sentinel-1 SAR Satelliten möglich. So werden die Daten der beiden Sentinel-1-Satelliten direkt, während des Überfluges über Europa von der DFD Bodenstation in Neustrelitz empfangen. Die Daten werden unmittelbar nach dem Empfang mit dem von der ESA lizensierten Prozessor zu Bildprodukten direkt in nahe Echtzeit verarbeitet. Basierend auf den am IMF und DFD entwickelten Algorithmen werden anschließend unterschiedliche Informationsprodukte für die maritime Sicherheit generiert und bereitgestellt. Auch für das Hochwasser-Monitoring werden diese direkt empfangenen Daten genutzt (siehe Team: Forschungsstelle Maritime Sicherheit).
Angesichts der Tatsache, dass die neuen Copernicus-Missionen zusätzliche Daten liefern und die Marktkapazitäten erweitern werden, schlägt der EO-Branchenverband EARSC schlägt ein neues, aus drei Säulen bestehendes Programm vor: Preparing the future downstream services.
Weitere Informationen:
- Evaluation der Nutzerdurchdringung und Wirkung des Copernicus-Programms in Deutschland (PD-Perspektiven 2023)