Lexikon der Fernerkundung

SpaceDataHighway

Alternative und vor allem von Airbus D&S verwendete Bezeichnung für das Europäisches Datenrelaissystem (EDRS). Mit seinem auf modernster Lasertechnologie basierenden System ist es das weltweit erste weltraumgestützte Gegenstück zu terrestrischen Glasfasernetzen.

SpaceDataHighway ermöglicht es den Nutzern, Daten (einschließlich Bild-, Video- und Sprachdaten) von ihren LEO-Satelliten und luftgestützten Plattformen mittels Laserkommunikation über die geostationären Satelliten EDRS-A und EDRS-C an empfangende Bodenstationen in Europa zu übertragen.

Die geostationären Satelliten des Systems schalten sich über Laser auf andere Satelliten auf, die tausende von Kilometern unter ihnen aus niedrigen Erdumlaufbahnen die Erde scannen, und sammeln deren Daten. Aus seiner Position im geostationären Orbit arbeitet der SpaceDataHighway als Relais, das die enormen Datenmengen dieser Erdbeobachtungssatelliten in Fast-Echtzeit mit einer Geschwindigkeit von 1,8 Gbit/s an die Erde übermittelt. Normalerweise müssten diese Daten sonst so lange gespeichert werden, bis der jeweilige Satellit seine Bodenstation wieder überfliegt.

Das erste SpaceDataHighway-Relais, bestehend aus einem Laserkommunikationsterminal und einem Ka-Band-Zwischensatelliten-Link, wurde 2016 als sekundäre Nutzlast an Bord eines kommerziellen Telekommunikations-Satelliten gestartet und bietet eine Abdeckung von der amerikanischen Ostküste bis nach Indien. Der zweite Satellit, EDRS-C, wurde im August 2019 gestartet und erweitert die Abdeckung, Kapazität und Redundanz des Systems.

Das Management der Laserverbindungen wird vom SpaceDataHighway Mission Operation Centre gesteuert, das 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche auf dem Airbus-Gelände bei München arbeitet. Die Mitarbeiter nehmen Übertragungsanfragen von Kunden entgegen, programmieren das Weltraum- und Bodensegment und überwachen die Leistung der Kommunikation.

Anfang 2020 hat das SpaceDataHighway-System den Meilenstein von 30.000 erfolgreichen Laserverbindungen in den ersten vier Jahren seines Routinebetriebs erreicht. Mit einer Zuverlässigkeitsrate von 99,53 % wurden über diese Verbindungen bis heute mehr als 1,7 Petabyte an Daten aus dem Weltraum heruntergeladen.

Theoretisch könnte der SpaceDataHighway jeden Tag bis zu 40 Terabyte Daten von Beobachtungssatelliten, Drohnen oder Luftfahrzeugen zur Erde übermitteln. Aktuell wird er vom Copernicus-Programm der Europäischen Union genutzt, die Kundenzahl ließe sich jedoch beträchtlich erhöhen.

Das „Columbus Ka-Band Terminal“, kurz „ColKa“ hat seinen Dienst 2021 aufgenommen. Das wissenschaftliche Datenaufkommen bei den Experimenten auf der ISS wächst stetig. Mit ColKa erhält das Columbus-Labor der Internationalen Raumstation ISS einen eigenen direkten Anschluss an die Datenautobahn im All – den sogenannten SpaceDataHighway.

Diese etwa kühlschrankgroße Antenne macht nun einen Datentransfer in Echtzeit zwischen der ISS und dem Columbus-Kontrollzentrum am Standort des DLR in Oberpfaffenhofen möglich, wo das ColKa-Terminal betrieben wird. Die Antenne und auch der SpaceDataHighway ist ein Projekt von Airbus in Zusammenarbeit mit der europäischen Weltraumorganisation ESA.

Der SpaceDataHighway ist eine Public-Private-Partnerschaft (PPP) zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und Airbus als Eigentümer und Betreiber des Systems. Die Laserterminals wurden von Tesat-Spacecom und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR Raumfahrtmanagement) entwickelt.


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