Lexikon der Fernerkundung

Bodenstation

Eine auf der Erdoberfläche befindliche Station zur Beobachtung, Überwachung oder Telemetrie von Flugkörpern inner- oder außerhalb der Erdatmosphäre. Solche Flugkörper sind vor allem Raketen, künstliche Satelliten und Raumsonden sowie Flugzeuge, Ballons und Radiosonden.

Beispielsweise können Satelliten den aufgezeichneten Datenstrom nur in sehr begrenztem Umfang an Bord speichern. Sie sind vielmehr auf Bodenstationen angewiesen, an die sie die Daten direkt übertragen können. Das im Falle des DLR für den Datenempfang erforderliche Bodensegment umfasst neben den Antennenanlagen in Neustrelitz und Oberpfaffenhofen ein internationales Netzwerk von Empfangsstationen, das teils in Kooperation mit öffentlichen und kommerziellen Partnern betrieben wird. Die Stationen sind für den Multimissionsbetrieb ausgerüstet.

Zu den Zielen der Beobachtung gehören die Bestimmung der Flug- oder Satellitenbahn, der Empfang bzw. die Übermittlung von Funksignalen oder Messdaten, die Funkverbindung für Rundfunk oder Telefon und die militärische und zivile Luftraumüberwachung. Zu den verschiedenen Arten von Bodenstationen zählen u.a. Erdfunkstellen, Relaisstationen, Radioteleskope, Satellitenstationen, Radarstationen, Funkleitsysteme.

DLR-Empfangsstation in Inuvik, Kanada DLR Station in Kanada Quelle: DLR

Seit August 2010 betreibt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Inuvik seine erste Satellitendaten-Empfangsstation in Kanada. Das DLR nutzt die neue Bodenstation (Inuvik Satellite Station Facility) insbesondere zum Datenempfang für die deutsche Satellitenmission TanDEM-X. Über die im Durchmesser 13 Meter große Antenne können neben den Partnerländern Deutschland und Kanada auch Wissenschaftler aus der ganzen Welt und weitere externe Nutzer auf wichtige Satellitendaten zugreifen und diese weiterverarbeiten und auswerten.

Inuvik liegt jenseits des nördlichen Polarkreises in der westlichen Arktis und stellt die nördlichste, ganzjährig per Straße erreichbare Siedlung Kanadas dar. Dort aufgestellte Antennen erlauben mehrmals am Tag längere Verbindungen zu Erdbeobachtungssatelliten auf polaren Umlaufbahnen.

Bodenstationen sind ein wichtiges Beispiel für die internationale Zusammenarbeit. Das internationale Netz von Bodenstationen ist eine wesentliche Voraussetzung für ein umfangreiches, globales Archiv von Fernerkundungsdaten über Land.

Svalbard Satellite Station oder SvalSat ist eine Satellitenbodenstation auf Spitzbergen, Norwegen. Sie wurde 1997 eröffnet und wird von Kongsberg Satellite Services (KSAT) betrieben, einem Gemeinschaftsunternehmen von Kongsberg Defence & Aerospace und dem Norwegischen Raumfahrtzentrum (NSC). SvalSat und die Troll-Satellitenstation (TrollSat) von KSAT in der Antarktis sind die einzigen Bodenstationen, die einen polumlaufenden Satelliten in niedriger Höhe (z. B. in einer sonnensynchronen Umlaufbahn) bei jeder Umdrehung der Erde sehen können. Im Dezember 2019 besteht die Anlage aus fast 100 Antennen, die in den Bändern C, L, S, X und K betrieben werden und für mehrere Missionen und Kunden bestimmt sind. Die Station bietet Bodendienste für mehr Satelliten als jede andere Einrichtung weltweit.

Svalbard-Bodenstation, Spitzbergen Svalbard-Bodenstation, Spitzbergen Quelle: USGS

Zu den Kunden mit eigenen Anlagen gehören die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), die National Aeronautics and Space Administration (NASA), die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Die Station liest und verteilt auch Daten des japanischen Sonnenforschungssatelliten Hinode (2023 noch aktiv). Seit 2004, als das Svalbard Undersea Cable System eine Glasfaser-Internetverbindung herstellte, hat die Zahl der kleineren Kunden stark zugenommen. Konzessionen für das Herunterladen werden nur an zivile Satelliten vergeben, doch einige Daten wurden indirekt von den Streitkräften genutzt. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob dies einen Verstoß gegen den Svalbard-Vertrag darstellt.

Am 7. Januar 2022 wurde ein Unterwasser-Glasfaserkabel zwischen der Svalbard-Satellitenstation und dem norwegischen Festland unter mysteriösen Umständen durchtrennt und außer Betrieb gesetzt. In der offiziellen Pressemitteilung von Space Norway heißt es, dass das Ausmaß des Schadens unklar sei und ein Kabelverlegungsschiff zur Untersuchung und Reparatur benötigt werde.

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