Europäische Union und Erdbeobachtung
Seit 2005 bietet die Intergovernmental Group on Earth Observations (GEO) einen freiwilligen Rahmen, um Regierungen und internationalen Organisationen bei der Koordinierung ihrer Erdbeobachtungsstrategien und -investitionen zu unterstützen und das Global Earth Observation System of Systems (GEOSS) einzuführen, um den Zugang zu und die Integration von globalen Erdbeobachtungsdaten zu erleichtern, die die Entscheidungsfindung im Umweltbereich verbessern können.
Im Januar 2014 beschlossen die Minister der GEO-Mitgliedsländer, das Mandat von GEO um ein weiteres Jahrzehnt zu verlängern. Diese zweite Phase von GEO (2016-2025) wird entscheidend sein, um den Einsatz eines robusteren GEOSS zu verstärken.
Die Europäische Union (EU) ist eine treibende Kraft innerhalb von GEO. Die Europäische Kommission als Gründungsmitglied und einer der vier Ko-Vorsitzenden dieser Initiative und die EU-Mitgliedstaaten tragen aktiv zu diesen internationalen Bemühungen bei. Dies hat zu einer verstärkten transnationalen Zusammenarbeit bei Erdbeobachtungsaktivitäten innerhalb und außerhalb der EU geführt.
Offen zugängliche Erdbeobachtungsdaten und -informationen, die über GEOSS gewonnen werden, können die EU-Politik in den Bereichen Umwelt, Forschung, Klima, Energie und nachhaltige Entwicklung beeinflussen und gleichzeitig den europäischen Unternehmen Möglichkeiten zur Entwicklung von Mehrwertdiensten bieten. Darüber hinaus ist GEO in der einzigartigen Position, das Ansehen Europas in der internationalen Erdbeobachtungsbranche zu stärken und die Entwicklung strategischer Partnerschaften zu erleichtern, um gemeinsam globale Herausforderungen anzugehen.
Die EU-Forschungs- und Innovationsprogramme waren für den Aufbau des GEOSS von zentraler Bedeutung, da im Zeitraum 2007-2013 mehr als 200 Mio. EUR investiert wurden und die Aktivitäten von Horizon 2020 weiterhin unterstützt werden. Insbesondere Copernicus, das europäische Erdbeobachtungsprogramm, bietet einen entscheidenden Rahmen für die Verwirklichung eines starken und sichtbaren europäischen Beitrags.
Europäische Raumfahrtpolitik (Zusammenfassung)In den 1950er-Jahren beschränkte sich die Entwicklung des Raumfahrtsektors in Europa auf Investitionen, die von einzelnen Mitgliedstaaten getätigt wurden (Frankreich, Italien, Vereinigtes Königreich). Das Scheitern der ersten europäischen Partnerschaften für Raumfahrtaktivitäten in den 1960er-Jahren gab Anlass zur Gründung der Europäischen Weltraumorganisation ESA (European Space Agency) im Jahr 1975. Die ESA ermöglichte den Ausbau der Raumfahrtkapazitäten Europas durch Förderung des vorgelagerten Raumfahrtsektors: Entwurf und Entwicklung europäischer Trägerraketen, Entwicklung der sich herausbildenden Satellitenbranche sowie Durchführung von Programmen für Weltraumwissenschaft und Weltraumerkundung.
In den 1980er- und 1990er-Jahren waren zwei Entwicklungen maßgeblich für das Engagement der Europäischen Gemeinschaft im Raumfahrtsektor. Zum einen führten neue Raumfahrtkapazitäten und -infrastruktur zur Entwicklung eines nachgelagerten Raumfahrtsektors (Telekommunikation, Satellitennavigation und Erdbeobachtungsdienste), mit erheblichen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Zum anderen erlangte die Europäische Gemeinschaft Schritt für Schritt Zuständigkeiten für weitere Politikbereiche, sodass ihr seither eine stärkere Rolle für die Regulierung des Raumfahrtsektors zukommt.
Zur Jahrtausendwende richtete die Kommission eine geregelte Zusammenarbeit mit der ESA ein, aus der im Jahr 2000 eine gemeinsame Raumfahrtstrategie und im Jahr 2003 eine Raumfahrtpolitik hervorgingen. Ferner entwickelte die Kommission Raumfahrt Leitprogramme ("Flaggschiff-Weltraumprogramme"): Galileo für die Satellitennavigation und Copernicus für die Erdbeobachtung. Diese Programme wurden von der Europäischen Union finanziert und in Zusammenarbeit mit der ESA entwickelt, im Rahmen des Abkommens von 2004 zwischen der Union und der Agentur. Im Jahr 2007 erfolgte eine Aktualisierung der europäischen Raumfahrtpolitik, wobei die Zuständigkeiten zwischen der ESA (vorgelagerter Sektor) und der EU (nachgelagerter Sektor) aufgeteilt wurden.
In den folgenden Jahren gewannen die Sicherheits- und Verteidigungsaspekte der Raumfahrtpolitik, die Sicherheit der Raumfahrtinfrastruktur, die Unabhängigkeit beim Zugang zum Weltraum sowie die "Nichtabhängigkeit" des europäischen Raumfahrtsektors an Bedeutung. Die Kommission entwickelte eine weltraumbezogene Industriepolitik der EU und richtete ein Programm zur Beobachtung und Verfolgung von Objekten im Weltraum (SST – Space Surveillance and Tracking) ein, um den Schutz europäischer Raumfahrtinfrastrukturen sicherzustellen. Man begann damit, die Möglichkeit zur Einrichtung eines Programms für staatliche Satellitenkommunikation (GovSatcom –S Government Satellite Communications) zu erörtern. Diese neuen Initiativen wurden in die europäische Raumfahrtstrategie integriert, die im Oktober 2016 angenommen wurde.
Mit der Einführung der Raumfahrtpolitik als geteilte Zuständigkeit zwischen der EU und den Mitgliedstaaten durch den Vertrag von Lissabon im Jahr 2009 wurde die Rolle der Union in diesem Bereich gestärkt. Die Asymmetrie zwischen der EU und der ESA hinsichtlich Mitgliedschaft und Stimmrechten, Haushaltsordnung und Berücksichtigung von Sicherheits- und Verteidigungsangelegenheiten gab Anlass zu einer Bewertung ihrer Rollen und ihres Verhältnisses. Zwischen 2012 und 2016 wurden verschiedene Optionen zur Weiterentwicklung der ESA erörtert, um Abhilfe zu schaffen, aber es wurde keine Entscheidung getroffen.
Die Leitung der europäischen Raumfahrtpolitik ist eine geteilte Zuständigkeit zwischen der EU, der ESA und den Mitgliedstaaten. Das verleiht den Mitgliedstaaten ein gewisses Maß an Flexibilität. Die geteilte Zuständigkeit führt jedoch auch zu Ineffizienzen, beispielsweise bei der Förderung von Forschungsaktivitäten im Raumfahrtsektor, bei der Entwicklung internationaler Beziehungen und bei der Durchführung von europäischen Raumfahrtprogrammen.
In einem sich wandelnden Umfeld, in dem der private Sektor starke Kapazitäten entwickelt und eine aktivere Rolle spielt, sehen sich die EU, die ESA und ihre Mitgliedstaaten mit zentralen Herausforderungen konfrontiert, wenn Europa seine Stellung als Raumfahrtmacht wahren möchte: Erhaltung eines unabhängigen Weltraumzugangs, Steigerung der Effizienz durch den Aufbau von Synergien zwischen zivilen und militärischen Raumfahrtprogrammen, Schutz von Raumfahrtinfrastrukturen, Nutzung von weltraumgestützten Daten und Dienstleistungen sowie langfristige Vision und finanzielles Engagement zur Steigerung der privaten Investitionen in den Raumfahrtsektor.
Quelle: Europäisches Parlament 2017
Übersicht zu Europäischen Erdbeobachtungsprogrammen:
- Copernicus
- EUMETSAT
- Meteosat
- EUMETSAT Polar System
- Kooperation mit der ESA
- Living Planet: Das Erderkundungsprogramm der ESA
- Earth Watch
- Climate Change Initiative
Weitere Informationen:
- Earth Observation (European Commission)
- EU Space Programme (European Commission)
- EurGEO (European Commission)
- Erdbeobachtungsprogramme (Copernicus)
- Videos about Earth Observation (EU / YouTube)
- Observing the Earth (ESA)