Ariane
Baureihe von Trägerraketen der ESA, die im Rahmen der europäischen Raumfahrt zum Transport von Nutzlasten eingesetzt werden. Abschussbasis ist der Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guayana), 5° nördlich des Äquators. Der Name Ariane kommt von der französischen Bezeichnung für die Fruchtbarkeitsgöttin Ariadne aus der griechischen Mythologie.
Die Raketen werden von einem Geschäftsbereich des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus Group (früher EADS) entwickelt. Im März 1980 wurde die Firma Arianespace gegründet. Sie ist nach diversen Umstrukturierungen inzwischen (Stand 2019) für Betrieb und Vermarktung der von ArianeGroup entwickelten europäischen Startsysteme Ariane und Vega zuständig.
Die erste Ariane Trägerrakete schoss an Heiligabend 1979 in den Himmel. Ariane-1 war dazu ausgelegt, zwei Telekommunikationssatelliten gleichzeitig ins All zu befördern um Kosten zu sparen. Als die Größe der Satelliten wuchs, machte Ariane-1 allmählich Platz für die stärkeren Ariane-2 und Ariane-3. Insgesamt fanden zwischen 1979 und 1986 elf erfolgreiche Starts der Ariane-1 statt und zwischen 1987 und 1989 fünf erfolgreiche Flüge der Ariane-2. Das Modell Ariane-3 flog zwischen 1984 und 1989 elf Mal erfolgreich ins All.
Die Ariane-4 wurde zu Recht als Arbeitspferd der Ariane-Familie bekannt. Seit ihrem ersten Flug am 15. Juni 1988 hat sie über 100 erfogreiche Flüge absolviert. Sie hatte sich als idealer und vielseitiger Träger für Telekommunikations- und Erdbeobachtungssatelliten erwiesen aber auch für Forschungsmissionen.
Ariane-5
Ihre Rolle wurde von der Ariane-5 übernommen, die 1999 ihren ersten operationellen Flug unternahm. Ariane-5 kann sowohl für Starts zu geostationären Orbits, mittleren und niederen Erdumlaufbahnen eingesetzt werden, wie auch für Flüge zu anderen Planeten.
Ariane Entwicklungsreihe Quelle: ESA |
Bei aller Verwandtschaft zu den Vorgängermodellen Ariane 1 bis 4 ist die aktuelle Ariane 5 ein Trägersystem der 'nächsten Generation', bei dessen Entwicklung völlig neue Wege beschritten wurden. Seit 2005 bietet die neue Version der Ariane 5 eine GTO-Doppelstartkapazität von bis zu 10 Tonnen, um dem wachsenden Bedarf kommerzieller wie auch institutioneller Kunden zu entsprechen und Nutzlasten in eine geostationäre Umlaufbahn zu transportieren. Dies ermöglichen in erster Linie ihre neue kryogene Oberstufe mit einem Fassungsvermögen von über 14 Tonnen Treibstoff, sowie ihre leistungsgesteigerte kryogene Hauptstufe mit dem neuen Vulcain 2 Triebwerk. Obwohl noch umfangreiche Leistungssteigerungen der Ariane 5 in Planung sind, wird bereits die Entwicklung der Nachfolgeversion Ariane 6 vorbereitet.
Die Ariane ist die wichtigste europäische Trägerrakete. Weltweit verbucht die Ariane 5 die beste Bilanz aller regelmäßig eingesetzten Trägersysteme. Im Marktsegment der Startdienstleistungen für Telekommunikationssatelliten hat das europäische Trägersystem heute einen Anteil von über 50 Prozent. Sie brachte nicht nur über 100 Satelliten und Raumsonden ins Weltall, sondern befördert auch die europäischen Raumfrachter ATV (Automated Transfer Vehicle) zur Internationalen Raumstation ISS. Und sogar für eine der prestigeträchtigsten Weltraummissionen aller Zeiten, das James Webb Space Telescope von NASA, ESA und CSA, wurde die Ariane vorgesehen: im Dezember 2021 startete der Nachfolger des berühmten Hubble-Weltraumteleskops mit der europäischen Ariane 5.
Bis zu ihrem letzten Flug im Juli 2023 hat die Ariane 5 117 Starts durchgeführt, davon 84 in Folge mit allen Varianten, was sie zu einer der zuverlässigsten Trägerraketen der Welt macht.
Explosionsansicht einer Ariane 5 ECA Quelle: DLR |
Erster Start | 11.12.2002 |
---|---|
Startplatz | ELA-3, Centre Spatial Guyanais, Französisch-Guayana |
Höhe | 55 m |
Haupt-Durchmesser | 5,4 m |
Startmasse | 780 t |
Nutzlastkapazität | 10,3 t in einen GTO* |
Typische Nutzlasten | Telekommunikations-, Forschungs- und Erbeobachtungssatelliten |
Feststoff-Booster** EAP (2 Stck.) | Kryogene Hauptstufe EPC | Kryogene Oberstufe ESC-A | |
---|---|---|---|
Höhe | 31,6 m | 23,8 m | 4,7 m |
Durchmesser | 3,05 m | 5,4 m | 5,4 m |
Leermasse | 3,8 t | 14,7 t | 4,5 t |
Treibstoffmasse | 240 t HTPB* | 146,2 t LOX* 23,8 t LH2* | 12,8 t LOX* 2,1 t LH2* |
Triebwerk Schub (Vakuum) Spez. Impuls (Vakuum) Brennzeit | N/A 7000 kN 275 s 130 s | Vulcain 2 1390 kN 432 s 540 s | HM7B 67 kN 446 s 945 s |
** Angaben pro BoosterQuelle: Arianespace | *GTO - Geostationärer Transferorbit | *LOX - Flüssiger Sauerstoff |
Alternativen:
Die Ariane-Baureihe wurde ergänzt durch den Einsatz der neu entwickelten Vega und Vega-C für leichtere Lasten und - bis zum russischen Überfall auf die Ukraine 2022 - der weiterentwickelten russischen Sojus für mittelschwere Lasten. Beide können bzw. konnten von eigenen Startrampen von Kourou aus starten.
Arianespace hält sich strikt an die Sanktionen, die von der internationalen Gemeinschaft (Europäische Union, Vereinigte Staaten von Amerika und Vereinigtes Königreich) nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine beschlossen wurden. Infolgedessen sind alle Starts mit Sojus-Launchern ausgesetzt. Die vorbereiteten Sojus-Trägerraketen und Galileo-Satelliten befinden sich in stabiler Konfiguration und in Sicherheit.
Ariane 6:
Im Bau ist die Version Ariane 6, die je nach Version in der ursprünglichen Planung eine Nutzlast von 3000 bis 8000 Kilogramm besitzen sollte und ab 2025 die heutige Ariane 5 ablösen könnte. Über ihren Bau wurde endgültig am 2. Dezember 2014 auf dem ESA Ministerial Council entschieden. Damit das Ariane-Trägersystem im internationalen Wettbewerb dauerhaft erfolgreich bleibt, muss es nicht nur technisch weiterentwickelt, sondern auch wirtschaftlich betrieben werden können. Der Aspekt der Wirtschaftlichkeit der europäischen Träger ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden - momentan ist eine kostendeckende Vermarktung der Ariane ohne staatliche Unterstützung nicht mehr möglich.
Gebaut wird sie von "ArianeGroup" (vormals "Airbus Safran Launchers"), einem 50/50 Joint Venture der Unternehmen "Airbus Defence and Space" und des französischen Triebwerksherstellers "Safran".
Ariane 6 - Animation Zum Start der Animation hier klicken Quelle: ESA |
Ariane Next (SALTO):
Ariane Next - auch bekannt als SALTO (reuSable strAtegic space Launcher Technologies & Operations) - ist der Codename für eine zukünftige Rakete der Europäischen Weltraumorganisation, die in den 2020er Jahren von der ArianeGroup entwickelt wird. Diese teilweise wiederverwendbare Trägerrakete ist als Nachfolgerin der Ariane 6 geplant und soll in den 2030er Jahren in Betrieb genommen werden. Ziel der neuen Trägerrakete ist es, die Startkosten im Vergleich zur Ariane 6 zu halbieren. Die bevorzugte Architektur ist die der Falcon 9-Rakete (eine wiederverwendbare erste Stufe, die senkrecht landet, mit einem gemeinsamen Triebwerksmodell für die beiden Stufen), wobei ein Triebwerk verwendet wird, das eine Mischung aus Methan und flüssigem Sauerstoff verbrennt. Die ersten Technologiedemonstratoren befinden sich in der Entwicklung. (CNES)
Weitere Informationen:
- Ariane 5 Versionen (DLR)
- Space Transportation (ESA)
- Ariane 5: The Heavy Launcher (Arianespace)
- Ariane 5 - User's Manual (Arianespace)
- Arianespace
- Ariane 6 - Trägerrakete der nächsten Generation (DLR)
- Die Ariane 6 - Die Nachfolgerin (ArianeGroup)