Lexikon der Fernerkundung

RapidEye

Kommerzieller Anbieter (RapidEye AG, seit 2013 BlackBridge AG, seit Juli 2015 durch die Übernahme von Blackbridge im Besitz von Planet Labs) von hochwertigen Fernerkundungsdaten und Geoinformations-Dienstleister, dessen Unterstützung von Management- und Entscheidungsprozessen auf eigenen Erdbeobachtungbildern basiert. RapidEye leitet die gleichnamige Satellitenmission (RapidEye Constellation) in nationaler und internationaler Kooperation. Die seit März 2020 inaktive RapidEye Konstellation besaß Aufgaben zu Kartographie, Landoberflächen (z.B. Ermittlung von Ernteschäden), digitalen Geländemodellen, Katastrophenmanagement, Umweltmonitoring, 3D-Visualisierung.
Die ursprünglich in privat-öffentlicher Partnerschaft konzipierte zivile Mission arbeitet mit einem Finanzeinsatz von ca. 160 Millionen €. 15 Mio € Fördermittel kamen von Seiten des DLR, 10 % der Gesamtsumme vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

Das Satellitensystem wurde seit 1996 von dem Münchner Raumfahrtunternehmen Kayser-Threde basierend auf Ideen des DLR als Leitprojekt zur Kommerzialisierung der Raumfahrt und als Teil des neuen Deutschen Raumfahrtprogramms entwickelt.

Das Kamerasystem der Mission wurde von dem Thüringer Unternehmen Jena-Optronik GmbH entwickelt und gebaut, welches im Jahr 2004 den Auftrag über die Entwicklung und Herstellung von MacDonald Dettweiler and Associates Ltd. (MDA), dem kanadischen Hauptauftragnehmer der Firma RapidEye AG, erhielt. Die britische Firma Surrey Satellite Technology Ltd (SSTL) baute die Satelliten.

Am 29. August 2011 übernahm das kanadische Unternehmen Iunctus Geomatics die RapidEye AG. Der Hauptsitz befindet sich - nach vorübergehendem Standort in Brandenburg an der Havel - seit Dezember 2012 am Kurfüstendamm, Berlin. Der Firmenname wurde am 6. November 2013 in BlackBridge AG umbenannt um den Marktauftritt aller BlackBridge-Firmen zu vereinheitlichen. Im Juli 2015 übernahm Planet Labs die Fa. BlackBridge und damit auch RapidEye.

Die inzwischen inaktive RapidEye Konstellation bestand aus 5 Satelliten, die sonnensynchron in ca. 630 km Höhe die Erde in ungefähr gleichen Abständen umliefen. Die etwa kühlschrankgroßen Satelliten auf Basis des Satellitenbus MicroSat-100 haben eine Masse von ca. 156 kg und wurden gemeinsam am 29. August 2008 an Bord einer russisch/ukrainischen Dnepr-1-Trägerrakete vom Raketenstartplatz Baikonur (Kasachstan) in den Weltraum gebracht und nacheinander ausgesetzt. Ihre vorgesehene Lebensdauer betrug 7 Jahre, letztlich waren sie von 2009 bis 2020 in Betrieb.

Das optische System lieferte mit Hilfe von fünf Zeilenscannern mit jeweils 12.000 Pixeln multispektrale Bilder in fünf Bändern innerhalb des Wellenlängenbereichs von 440 nm bis 850 nm. Die Downloadübertragungsrate im X-Band betrug mehr als 80 Mbps (Telemetrie Downlink 9,6 kBit/s, Control Uplink: 38,4 kBit/s). Die Sensoren waren quer zur Flugrichtung um bis zu 25 Grad in beide Richtungen schwenkbar. Dies ermöglicht die Aufnahme eines Gebietes aus verschiedenen Sichtwinkeln. Aus den resultierenden stereoskopischen Aufnahmen lassen sich digitale Geländemodelle ableiten. Die Sensoren konnten bis zu 77 km breite Bildstreifen (Schwadbreite) mit einer maximalen Länge von 1.500 km aufzeichnen. Dabei betrug die geometrische Auflösung in jedem Kanal 6,5 Meter pro Pixel.

Jedes Gebiet der Erde sollte innerhalb von weniger als fünf Tagen überflogen werden können. Das bedeutete im Einzelfall, dass durch die Möglichkeit des Schwenkens der Satelliten und die Tatsache, dass es sich um fünf baugleiche Satelliten handelte, es möglich war, jeden Punkt der Erde jeden Tag zu erreichen. Hochaufgelöste Fotos mit einer Detailgenauigkeit von fünf Metern lassen sich beispielsweise in topographische Karten mit einem Maßstab von bis zu 1:25.000 umsetzen. Multitemporale Bilddaten gaben unter anderem über Wachstumsentwicklungen auf Ackerbauflächen Aufschluss oder ermöglichen feldgenaue Kartierungen von Unwetterschäden.
Die Satelliten tragen Namen griechischen Ursprungs: Choma (Erde), Tachys (schnell), Mati (Auge), Trochia (Orbit) und Choros (All).

Anwendungsbereiche des RapidEye-Systems:
Landwirtschaft: RapidEye ist in der Lage, auf regionaler wie globaler Ebene die landwirtschaftliche Überwachung von Feldern in regelmäßigen Abständen durchzuführen. Die Informationen, welche aus den Bildern abgeleitet werden können, unterstützen Landwirte bei Precision Farming, landwirtschaftliche Versicherer bei Schadensbewertung und Risikomanagement oder Regierungen bei der Nahrungsmittelversorgung und Überwachung des Umweltschutzes.

Forstwirtschaft: Satellitengestütze Informationen werden zunehmend von Regierungen und kommerziellen Betreibern verwendet, um z. B. den Waldzustand zu bewerten, die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit der Forstbetriebe zu messen und illegalen Holzeinschlag und Entwaldung zu überwachen.

Sicherheit und Katastrophenschutz: Zeitnahe Aufnahmen von Krisengebieten ermöglichen eine schnelle Schadensanalyse, was von wesentlicher Bedeutung für das Krisenmanagement der Behörden und der Koordination der Rettungskräfte ist.

Umweltschutz: Satellitenbilder können Behörden und Organisationen wertvolle Informationen liefern, um die ökologischen Auswirkungen menschlicher Einflüsse zu überwachen.

Räumliche Darstellung: RapidEyes Satellitenbilder werden als Hintergrund für eine Vielzahl von Anwendungen wie beispielsweise Kartographie, Navigations- und Flugsimulation, Gaming und als integraler Bestandteil in geospezifischen 3D-Modellierung verwendet.

Energie & Infrastruktur: Die RapidEye-Konstellation kann Pipelines, Übertragungsnetze und andere Infrastrukturen überwachen um Problemstellen zu identifizieren wie z. B. Eingriffe in die Vegetation, nah stehende Gebäude, Ausbau von Straßen oder Leckagen. Die Daten können zur Klassifizierung von Bodenbedeckung und Bodennutzung eingesetzt werden, um Telekommunikationsunternehmen bei der Planung ihres Funknetzes zu unterstützen.

Weitere Informationen:


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