Lexikon der Fernerkundung

MISR

Engl. Akronym für Multi-angle Imaging SpectroRadiometer, ein Sensor an Bord von Terra. Auf einer polaren Umlaufbahn in 705 km Höhe beobachtet MISR die sonnenbeschienene Erdoberfläche zwischen 82° N und 82° S kontinuierlich mit 9 Kameras (Bild links, gelbe Zylinder) in unterschiedlichen Winkeln (Bild rechts) und mit hoher räumlicher Auflösung. Die Breite der Bodenspur beträgt 360 km.

MISR (Schnittdarstellung) MISR

Schnittdarstellung

Die hinteren Enden der 9 MISR-Kameras erscheinen als gelbe Zylinder. In dieser Ausrichtung würde die MISR zur Erde hinunterblicken.

Quelle: NASA JPL
MISR im Orbit auf Terra MISR im Orbit auf Terra

Kein Instrument wie MISR war bis zu seinem Einsatz im Weltraum geflogen. Da MISR die sonnenbeschienene Erde gleichzeitig in 9 weit auseinander liegenden Winkeln betrachtet, bietet es eine kontinuierliche globale Abdeckung mit hoher räumlicher Detailgenauigkeit.

Seine Bilder sind sorgfältig kalibriert, um genaue Messungen von Helligkeit, Kontrast und Farbe des reflektierten Sonnenlichts zu ermöglichen.

Quelle: NASA JPL

MISR liefert Klimatologen eine neue Art von Informationen, wie über die Verteilung von Energie und Kohlenstoff in den Bereichen Landoberfläche und Atmosphäre, sowie über die regionalen und globalen Auswirkungen verschiedener Arten von Aerosolen und Wolken auf das Klima. Die durch die verschiedenen Beobachtungswinkel ermittelten unterschiedlichen Reflexionen von Aerosolen, Wolkentypen und Landbedeckungen ermöglicht deren differenzierte Erkennung. In Kombination mit stereoskopischen Verfahren können 3-D-Modelle erstellt werden und die Gesamtmenge des Sonnenlichts abgeschätzt werden, das von den unterschiedlichen Bereichen der Erde reflektiert wird.

Die spektakulären Cañons der zentralen Anden im peruanischen Bezirk Arequipa, bieten ein beeindruckendes Beispiel für die Kraft von Wassererosion. Das folgende Bildpaar wurde am 17. Juli 2000 mit dem MISR-Sensor an Bord des Terra-Satelliten aufgenommen. Das linke Bild ist eine Ansicht in natürlichen Farben, aufgenommen mit einer Kamera in Nadir-Richtung. Rechts ist ein Anaglyphenbild, das aus Daten von der Nadir-Kamera und einer Kamera erzeugt wurde, die in Bewegungsrichtung mit einer Abweichung von 26° von der Vertikalen blickt. Um das räumliche Sehen zu erleichtern wurden die Bilder so ausgerichtet, dass sich N auf der linken und W auf der unteren Seite befindet. Um beim Stereobild einen 3-D-Effekt zu erzielen, ist eine Rot-Blau-Brille vonnöten, wobei der rote Filter vor dem linken Auge sein muss. Allerdings stellt sich der Effekt auch mit einer Rot-Grün-Brille ein.

In den Bildern sind zwei Haupterosionsformationen zu erkennen. Die eine, etwas oberhalb des Bildzentrums ist vom Rio Camana und die zweite darunter vom Rio Ocona verursacht. Beide Flüsse fliessen dem Pazifik zu, welcher sich auf der rechten Seite der Bilder befindet, aber durch Schichtwolken verdeckt ist. Zwischen den Cañonsystemen befindet sich im Bildmittelpunkt der schneebedeckte Gipfel des Nudo Coropuna, der mit 6.613 m höchste Gipfel in der Cordillera Occidental. Westlich davon befindet sich der kleinere Nevado Solimana (6117 m), von dem ein Teil durch einen Nebenfluss des Rio Ocona wegerodiert ist. Beides sind inaktive Stratovulkane.

Der wichtigste Nebenfluss des Rio Ocona, der Rio Cotahuasi schuf einen Cañon von 3.354 m Tiefe, gemessen vom Rand der von ihm durchschnittenen Hochebene bis zu seinem Talboden. Damit ist er der tiefste kontinentale Cañon der Erde und gleichzeitig zweimal so tief wie der Grand Cañon in Arizona.

Die tiefsten Canyons der Anden (Peru) Die tiefsten Canyons der Anden (Peru) Quelle: NASA

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