Lexikon der Fernerkundung

Keyhole (KH)

Engl. für Guckloch, Schlüsselloch; Bezeichnung für eine Serie von US-amerikanischen optischen Spionagesatelliten. Insgesamt wurden mindestens 287 Satelliten der KH-Serie gestartet.

Die ersten Satelliten (die Typen KH-1 bis KH-4B) wurden auch Corona genannt. KH-1 startete 1959. Die Kameras dieser Satelliten hatten Auflösungen von anfangs 7,5 m, später bis zu 1,5 m. Ihr Orbit hatte nach dem Start ein Apogäum von ca. 460 km und ein Perigäum von ca. 165 km. Insgesamt wurden von 1959 bis 1972 145 Corona-Satelliten mit verschiedenen Varianten der Thor-Agena-Rakete gestartet, von denen 102 Exemplare brauchbare Bilder lieferten.

Gut das erste Dutzend der Corona-Satelliten und ihre Startvorgänge wurden zur bewussten Fehlinformation einem Raumfahrttechnologieprogramm mit dem Namen Discoverer zugerechnet.

Der Inhalt der folgenden Grafik ist wahrscheinlich nicht offiziell bestätigt.

Liste der von den USA gestarteten Spionagesatelliten
von 1960 bis 2014 Liste der von den USA gestarteten Spionagesatelliten von 1960 bis 2014 Quelle: Wikipedia

Die Bilder von KH-1 bis KH-9 wurden auf herkömmlichem Film aufgenommen. KH-4 nahm ab 1962 als erster Satellit auch stereoskopische Bilder auf. Zielgebiet der Satelliten waren hauptsächlich die UdSSR und die Volksrepublik China. Spätestens ab 1967 wurde der Nahe Osten wiederholt beobachtet, wobei z. B. Aufnahmen vor und nach dem Sechstagekrieg verglichen wurden. Weil die Übermittlung von Bildern über Funk noch nicht so weit fortgeschritten und noch nicht ausreichend abhörsicher war, wurden die Filme mit Wiedereintrittskapseln zurück zur Erde gebracht. Später wurden die Bilder an Bord der Satelliten entwickelt und mit einer Fernsehkamera abgetastet, die Daten danach auf Magnetband aufgezeichnet und per Funk übertragen.

Der Typ KH-4B wies 2 Panorama-Kameras mit Öffnung 1:3,5 und 24 Zoll (61 cm) Brennweite und eine Index-Kamera (für die Übersicht) auf. Während 19 Tagen Missionsdauer wurden bis zu 9.600 m 70-mm-Film (fast immer schwarzweiß) belichtet und in die Kassetten von 2 Rückkehr-Kapseln gespult. Nach Abtrennen einer Kapsel wurde zuerst deren Rotation und dann die Fluggeschwindigkeit mit einem Raketenmotor abgebremst. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre bremste zuerst die Schockwelle, dann – unter Abtrennung des Hitzeschilds – ein kleiner Bremsschirm, zuletzt ein Hauptfallschirm, der sich erst in 15.000 m Höhe ganz öffnete, bevor Schirm und Kapsel in der Luft von einem Flugzeug mit einer Art Hakensystem aufgefangen wurden.

KH-5 ARGON war eine Serie von Aufklärungssatelliten, die von Februar 1961 bis August 1964 produziert wurde. Der KH-5 funktionierte ähnlich wie die Corona-Satelliten, da er einen Kanister mit Fotofilm ausstieß. Mindestens 12 Einsätze wurden versucht, aber mindestens 7 scheiterten. Der Satellit wurde von Lockheed hergestellt. Für die Starts wurden Thor-Agena-Trägerraketen verwendet, die von der Vandenberg Air Force Base aus flogen, wobei die Nutzlast in die Agena integriert wurde.

In dem 1976 erstmals gestarteten KH-11 wurde bereits das Bild pixelweise mit Halbleitersensoren erfasst. Die Bilder konnten dann gespeichert und entweder unmittelbar oder über Relaissatelliten per Funk an die Auswertezentren übertragen werden. Die Satelliten ähnelten dem Hubble-Weltraumteleskop mit einem 2,3-m-Spiegel, die Auflösung betrug ca. 15 cm. Die USA hatten fast ständig zwei KH-11 operationell im Orbit.

Von 1992 bis ca. 2008 wurden vermutlich sechs Exemplare des Nachfolgesatelliten KH-12 ins All gebracht. Er hat einen Durchmesser von 4,5 m und eine Länge von 15 m. Die großen Abmessungen liegen teilweise an der Integration eines Antriebs, der dem KH-12 sowohl eine längere Operationszeit im Orbit als auch eine Manövrierfähigkeit ermöglicht. Damit kann er zur Erfassung größerer Suchbereiche in eine Kipplage gebracht werden oder auch Ausweichmanöver vor Angreifern durchführen. Vollbetankt wiegt der Satellit bis zu 18 Tonnen, wobei er ca. 5,3 Tonnen Treibstoff mitführt.

Die optischen Sensoren des KH-12 sollen einen zum IR hin erweiterten spektralen Empfindlichkeitsbereich erhalten haben und auch andere Sensoren (z.B. zur Funkaufklärung) sollen integriert worden sein. Damit ist vermutlich eine gute Nachtsichtfähigkeit erreicht worden. Mit dem größeren Spiegel von mindestens 3 m Durchmesser hat man wahrscheinlich aus einer Umlaufbahn zwischen 200 und 400 km Höhe eine Bildschärfe erreicht, die mit einer Bodenauflösung von 10 bis 15 cm an die Qualität der besten Filmaufnahmen mit Rückkehrkapseln heranreicht. KH-13 (alt. Misty) ist möglicherweise der Nachfolger von KH-12.

Die Nomenklatur insbesondere der neueren Keyhole-Satelliten ist teilweise verwirrend und nicht bestätigt. Oft werden auch alternative (Zusatz-)Bezeichnungen vergeben, z.B. "KH-11 KENNEN", "CRYSTAL", "Evolved Enhanced CRYSTAL (EEC)", "1010" und "Key Hole".

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