Lexikon der Fernerkundung

Copernicus-Dienste

Die Dienste sind das zentrale Element von Copernicus, denn sie stellen die Schnittstelle zwischen den Nutzern und den durch Satellitenmissionen und In-situ-Messungen gewonnenen Informationen dar. Dabei ist zwischen zwei Gruppen zu unterscheiden, den sechs thematischen Kerndiensten und den sogenannten Downstream-Diensten, die aus den Informationen der Kerndienste oder direkt aus den Daten der Copernicus-Beobachtungssysteme hergeleitet werden.

Die Anbieter der Dienste bereiten die Rohdaten so auf, dass sie fachbezogen in für den Nutzer brauchbare Informationsquellen umgesetzt werden. Das können beispielsweise zwei- oder dreidimensionale Kartenmaterialien mit Geoinformationen, aber auch Datenbanken sein.

Für die Bereitstellung der Kerndienste ist die Europäische Kommission zuständig. Sie bereitet mit Partnern wie der Europäischen Umweltagentur (EEA) die Daten für die Nutzung in den jeweiligen Diensten auf und stellt sie über geeignete Vertriebswege zur Verfügung. 
Nutzer dürften primär institutionelle Entscheidungsträger auf EU-Ebene sein, die damit bei der Erarbeitung, Durchführung und Überwachung politischer Entscheidungen unterstützt werden sollen. Die Kerndienste sind für die Nutzer kostenfrei.

Die Downstream-Dienste zielen auf einen großen Pool von Nutzergruppen ab, wie nationale oder regionale Behörden, Organisationen, Unternehmen und interessierte Bürger. Ihre Bereitstellung erfolgt auf Initiative und unter Verantwortung der jeweiligen Nutzergruppe, die auch die Finanzierung und Verfügbarkeit gewährleisten muss.

Generell ist eine Vielzahl unterschiedlichster Dienste denkbar. Sie wären auf der Datenbasis der Satelliten der Copernicus-Weltraumkomponente und anderen Fernerkundungs-Missionen möglich. Entsprechend den Bedürfnissen künftiger Nutzer und den Möglichkeiten der Datenaufbereitung wurden von der Europäischen Kommission sechs verschiedene Kerndienste festgelegt:

1. Landüberwachung
Der Dienst bietet Informationen und aufbereitete Daten von der globalen bis zur lokalen Ebene bezüglich der Landoberfläche und deren Veränderungen, inklusive der darin eingeschlossenen Binnengewässer. Die kontinuierlich erhobenen Daten bilden die Basis für Veränderungen der Landnutzung, die Städteplanung, das Wassermanagement, die Waldüberwachung, die Landwirtschaft und die Erarbeitung thematischer Karten.

2. Überwachung der Meeresumwelt
Der Service umfasst Daten für die Überwachung des Seeverkehrs, der Wasserqualität sowie von ausgelaufenem Öl bis zu großen Ölteppichen. Die Daten dienen als Basis für die Umsetzung des international vereinbarten Schutzes der Meere sowie für Wetter-, Klima- und Seegangvorhersagen.
Wesentliche Einzelparameter dabei sind: Oberflächentemperatur, Salzgehalt, Strömung, Seegang und Wind, Wasserfärbung (Chlorophyll/Algen), Eisgang und Eisbergdrift sowie Meeresspiegelhöhe.

3. Überwachung der Atmosphäre
Der Dienst dient der Bereitstellung von Daten zur UV-Strahlung und solaren Einstrahlung sowie zur globalen Verteilung atmosphärischer Spurenstoffe, insbesondere Spurengase (Fluorkohlenwasserstoffe, FCKW) und Aerosole (Feinstaub). Die Verteilung dieser Bestandteile in der Atmosphäre sowie ihre zeitliche Veränderung sind wesentlich für Luftqualität, Wetter und Klima. Mit den kontinuierlich erfassten Daten lässt sich die Wirkung von Maßnahmen zur Luftreinhaltung dokumentieren.
Gegenwärtig verfügbare Produkte:

4. Überwachung des Klimawandels
Es ist ein Querschnittsgebiet, in das Daten der anderen fünf Kerndienste aufgabenspezifisch einfließen und bearbeitet werden. Der Klimadienst steht noch vor der präoperationellen Phase. Ausrichtung, Komponenten und Produkte sind noch nicht endgültig festgelegt.

5. Katastrophen- und Krisenmanagement
Bei Naturkatastrophen (Erdbeben, verheerende Waldbrände oder Überschwemmungen), humanitären Krisen und anderen Notfallsituationen bedarf es kontinuierlicher Informationen über Art und Ausmaß der Schäden sowie über mögliche Zugangswege, damit Rettungsdienste und Hilfskräfte gezielt eingesetzt werden können. Derartige Detailinformationen bietet dieser Dienst.

6. Sicherheitsdienste
Der Copernicus-Dienst für Sicherheitsanwendungen befindet sich noch im Aufbau. Gegenwärtig werden drei Schwerpunkte verfolgt: die Überwachung der EU-Außengrenzen, die Unterstützung von EU-Einsätzen außerhalb Europas und die Überwachung des Schiffsverkehrs.

Der Copernicus-Sicherheitsdienst unterscheidet sich – insbesondere in Hinblick auf die Datenpolitik – grundlegend von den übrigen Copernicusdiensten. So können die im Kontext des Copernicus-Sicherheitsdienstes erstellten Produkte nur von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben angefordert und genutzt werden. Eine Veröffentlichung von Daten und Produkten erfolgt grundsätzlich nicht.

Weitere Informationen:


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