Lexikon der Fernerkundung

Earth Explorer

Bezeichnung für einen Teil des ESA-Programms Living Planet zur Erderforschung. Diese sog. Entdecker-Missionen (Earth Explorer) der ESA nehmen die zunehmenden Veränderungen des Erdsystems insbesondere Klimawandel und Wetterextreme sowie Veränderungen der Umwelt ins Visier. Sie sind Bausteine des Rahmenprogramms Earth Observation Envelope Programme (EOEP) als technologischem Brutkasten und Rückgrat der wissenschaftlichen Erdbeobachtung in Europa. Sowohl die Wettersatelliten der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten (EUMETSAT) und die meisten ihrer Messinstrumente wie auch die Wächter- (Sentinel) Satelliten des Copernicus-Programms haben ihre Ursprünge in den bisherigen EOEP-Entwicklungen.

Nun erhält dieses Fundament mit FutureEO einen Nachfolger, der die Zukunft der modernen Erdbeobachtung einläuten wird. Verstärkt verfolgt werden New-Space-Ansätze also kleinere, agile kommerzielle Entwicklungen und innovative Technologie eingesetzt. So sollen zum Beispiel neue Algorithmen wie Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen dabei helfen, Erdbeobachtungsdaten schneller als zuvor auszuwerten. Hier haben auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Start-ups eine Chance, in Europas Raumfahrtwelt Fuß zu fassen. Damit passt die Neuausrichtung des Programms ideal in die Hightech-, die Mittelstands- und die Nachhaltigkeitsstrategie sowie die Gründungsoffensive GO der Bundesregierung. Die mit modernster Technologie bestückten Entdecker-Satelliten sind die Basis des von Wissenschaftlern formulierten Forschungsprogramms Living Planet der ESA. Dazu werden Wissenschaftler regelmäßig aufgerufen, Vorschläge für die nächsten Missionen zu unterbreiten und sich an der Auswahl zu beteiligen. Viele dieser Missionen sind unter deutscher wissenschaftlicher und industrieller Führung sowie mit attraktiven Arbeitspaketen deutscher Industrie und Forschergruppen entstanden.

Entscheidend hierbei war und ist die traditionell auch finanziell hohe deutsche Beteiligung und die zusätzliche Nutzung von Entwicklungen aus dem nationalen Raumfahrtprogramm mit hoher Wertschöpfung. So hat auch Deutschland mit dazu beigetragen, dass laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers jeder in EOEP investierte Euro vier Euro an gesellschaftlichem Nutzen erzeugt. Mit der hohen Zeichnung in Höhe von 170 Millionen Euro können die deutsche Spitzenstellung und der Zugang zu strategischen Schlüsseltechnologien in Zukunft weiter ausgebaut werden. (COUNTDOWN 2019)

Die erste Earth Explorer-Mission erfolgte im März 2009 mit dem Start von GOCE (Vermessung des irdischen Schwerefeldes). Als nächste Mission folgte SMOS im November 2009. Er soll Daten über die Bodenfeuchte und den Salzgehalt der Meere liefern. Im Frühjahr 2010 erfolgte der Start des Eis-Satelliten CryoSat-2, dessen erste Version beim Start vernichtet wurde.

SWARM startete im November 2013, eine Mission zur Ermittlung von hochpräzisen Informationen über Stärke und Richtung des irdischen Magnetfeldes. Aeolus, eine Mission zur Messung von Windprofilen im weltweiten Maßstab startete am 22. August 2018 mit einer Vega-Trägerrakete vom europäischen Raumflughafen Kourou in Französisch-Guayana und ist seit April 2023 beendet.

2024 soll die EarthCare-Mission folgen, die zu einem besseren Verständnis des Zusammenspiels von Wolken, Aerosol und Strahlung im Klimageschehen beitragen soll.

Weitere Missionen befinden sich im Planungs- und Entscheidungsstadium. Dazu gehört Biomass als siebte Earth Explorer-Mission (Start nicht vor 2024), die mit bislang beispielloser Genauigkeit die Biomasse und den in den Wäldern der Erde gespeicherten Kohlenstoff messen kann. Im Oktober 2015 wurde FLEX als achte Earth Explorer Mission ausgewählt (Start nicht vor 2026). Mit Hilfe eines abbildenden Spektrometers soll hierbei die von Pflanzen ausgestrahlte Lichtmenge gemessen werden.

Die auf die Liste folgende Grafik enthält eine Auswahl der ESA-Satellitenreihe 'Earth Explorers':

ESA's Earth Explorers Satellites (Auswahl) ESA-Satellitenreihe 'Earth Explorers' Quelle: ESA

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