Lexikon der Fernerkundung

TerraSAR-X

Deutscher Satellit mit X-Band SAR für Aufgaben in den Bereichen Kartographie, digitale Geländemodelle, Erfassung der Oberflächenbedeckung und deren Klassifikation, Raumplanung, Umweltmonitoring. Die Radarfrequenz beträgt 9,65 Gigahertz. Der Satellit bewegt sich auf einer sonnensynchronen Umlaufbahn (Inklination 97,4°) in 514 km Höhe. Die Umlaufzeit beträgt 94,85 min, der Wiederholzyklus 11 Tage. Der Start des 130 Mio Euro teuren Satelliten erfolgte am 15. Juni 2007 mit einer Dnepr 1 (ehemals SS-18) von Baikonur aus. TerraSAR-X hat am 7. Januar 2008 den operationellen Betrieb aufgenommen.

Der gesamte Satellit ist sehr kompakt gebaut. Der fünf Meter lange Körper besitzt einen sechseckigen Querschnitt, seine primäre Nutzlast ist ein aktives Radar. Es ermöglicht, den Strahl senkrecht zur Flugrichtung in einem Schwenkbereich zwischen 20 und 60 Grad elektrisch zu verstellen, ohne den Satelliten selbst bewegen zu müssen.

Die Auflösungen der Bilder von TerraSAR-X betragen 1 m, 3 m, 16 m in Abhängigkeit von der Bildgröße. Als Radar-Satellit arbeitet TerraSAR-X unabhängig von Wetterbedingungen, Wolkenbedeckung und Tageslicht. Bisher hat der Satellit ca. 120.000 Aufnahmen geliefert (Stand Sommer 2013)

TerraSAR-X ist der erste deutsche Satellit, der im Rahmen einer so genannten Public-Private-Partnership zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem DLR und EADS Astrium (heute Airbus D&S) realisiert wurde. Die Nutzung von TerraSAR-X-Daten für wissenschaftliche Zwecke liegt in der Zuständigkeit des DLR, während die Programmlinie "Geo-Intelligence" von Airbus D&S, mit den gewonnenen Daten Geoinformationsprodukte herstellen und Dienste anbieten wird, die auf den kommerziellen und institutionellen Markt abzielen. Die Kosten für ein Radarbild, das eine Fläche von 10 × 10 km mit einer Auflösung von 1 m abdeckt, betragen 7.000 Euro.

Der Satellit trägt übrigens das erste deutsche Kunstobjekt im All an Bord, ein dreidimensionaler, 15 cm hoher 'Space-Visitor' von Ragnhild Becker und Gunar Seitz aus Kluftern/Baden.

TerraSAR-X terrasar_lres Quelle: DLR

Offiziell könnte TerraSAR-X schon außer Dienst sein - seine vorgesehene 5-jährige Lebensdauer ist abgelaufen. Doch die Ingenieure des DLR haben dem Satelliten sogar noch einen neuen Modus beigebracht: Nun kann TerraSAR-X Bildstreifen mit einer Breite von über 200 Kilometern aufnehmen, bisher waren nur 100 km möglich. Dazu tastet der Satellit dieses große Gebiet durch vielfaches, enorm schnelles Schwenken des Radarstrahls quer zur Flugrichtung in mehreren Schritten ab. Der neue "Weitwinkel"-Modus ist vor allem für Meeresforscher spannend, die damit Tidenhub, Veränderungen im Wattenmeer, Schiffsbewegungen, Wellenmuster, Eisbewegungen oder auch Windaufkommen untersuchen können.

Der Satellit hat bis im Juni 2022 über 400 000 Radaraufnahmen gemacht und die Erde mehr als 83 000 Mal umkreist. Das DLR hat errechnet: Wenn er seit 2007 geradlinig von der Erde weggeflogen wäre, hätte TerraSAR-X jetzt fast den Neptun erreicht. Mittlerweile werden seine Daten in mehr als 1800 Forschungsprojekten in 64 Ländern verarbeitet.

Möglicherweise kann TerraSAR-X noch bis zum Ende dieses Jahrzehnts aktiv bleiben.

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