Signalaufklärung
Syn. signalerfassende Aufklärung, engl. signals intelligence (SIGINT); Bezeichnung für die Aufklärung und Analyse der elektromagnetischen Emissionen, die durch die Kommunikation und andere Aktivitäten des Gegners entstehen. Die weltweiten Datenströme werden ausschnittsweise gefiltert und elektronisch auf bestimmte Inhalte untersucht. Die technische Beschaffung erfolgt rezeptiv und ist nur begrenzt steuerbar. Darüber hinaus ist besonders diese Art der Informationsbeschaffung gesetzlich streng reglementiert. Auf diese Weise will man Informationen über das Bedrohungspotenzial, strategische und taktische Begrenzungen sowie die Absichten des Gegners gewinnen. Zwei wichtige Anforderungen werden an SIGINT gestellt: Sie muss heimlich und passiv ablaufen. Oft muss man die Informationen dechiffrieren, weil sie mit immer komplizierteren Verfahren verschlüsselt werden, zudem ist eine zeitnahe, genaue Übersetzung bei übertragungen aus anderen Sprachen erforderlich.
SIGINT besteht üblicherweise aus folgenden Hauptkategorien:
- Fernmeldeaufklärung (engl. Communication Intelligence – COMINT) zum Abhören von Funksignalen,
- Elektronische Aufklärung (engl. Electronic Intelligence – ELINT) zur Erfassung und Analyse anderer elektronischer Signale und
- Signalaufklärung ausländischer Instrumente (engl. Foreign Instrumentation Signals Intelligence – FISINT) zur Aufklärung und Auswertung von Emissionen, die bei der Entwicklung und dem Test neuer Plattformen und Waffensystemen eines Gegeners einhergehen.
Schon immer haben Staaten versucht, den Nachrichtenverkehr anderer Länder abzufangen. Mit der Entwicklung von Kommunikationsverfahren, die verschiedene Bereiche des elektromagnetischen Spektrums nutzen, und durch die Beiden Weltkriege entwickelten sich diese Aktivitäten zu einer ausgeklügelten, technikgetriebenen Wissenschaft. Derartige Aufklärungstätigkeit betreiben meist militärische oder zivile Nachrichtendienste, wie beispielsweise in Deutschland zur Gewinnung von Informationen sicherheitsrelevanter Art außerhalb des eigenen Territoriums der Bundesnachrichtendienst (BND), aber auch die Bundeswehr, operativ durchgeführt von der Elektronischen Kampfführung (Eloka).
SIGINT wird vom Boden aus, auf See, aus der Luft und auch von Satelliten aus betrieben. Beispielsweise setzt das US-Militär unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) ein, wie die Drohnen Global Hawk, Reaper und neuerdings MQ-4C Triton. Zur Vermeidung der bauartbedingten Nachteile von Drohnen (verwundbar wegen geringer Geschwindigkeit) kommt der Flugzeugtyp EA-18G Growler zum Einsatz, ein umgebautes Kampfflugzeug. Die Flugobjekte sind mit starken IR-Sensoren und Kameras ausgestattet, sowie mit LIDAR- und SAR-Systemen.
Die deutsche Bundeswehr setzte bis 2010 Flugzeuge des Typs Breguet Atlantic BR-1150 in der SIGINT-Version ein, zeitweise war ihr Ersatz durch unbemannte Euro-Hawk-Drohnen vorgesehen. Inzwischen möchte sie drei Exemplare der MQ-4C Triton mit dem darauf installierten Spionagesystem ISIS von Airbus D & S (jetzt Hensoldt) beschaffen. Ferner betreibt die Bundeswehr neben den Standorten für Fernmeldeaufklärung und elektronische Aufklärung noch zwei der Horchposten-Türme an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu Ausbildungszwecken.
SIGINT ist ein eigenes Aufklärungsgebiet, aber auch besonders im Aufklärungsverbund mit abbildender Aufklärung wertvoll. Während Bilddaten (Foto, Radar, Video) mehr oder minder nur die geographische Situation darstellen, ermittelt SIGINT als Ergänzung den Einsatzzweck. Durch z. B. Abhören der Funksprüche und Befehlscodes, sowie Feststellen der Betriebsmodi der Radare kann auf den Einsatzbefehl der im Bild dargestellten Einheiten/Fahrzeuge/Systeme geschlossen werden.
Eine wichtige Nebenaufgabe der SIGINT ist auch das Feststellen eigener Kompromittierung, z. B. das Ermitteln der Abstrahlungen eines eigenen Gefechtsstandes oder Waffensystems bzw. Funksenders im Felde zur elektronischen Emissionsminimierung.