Lexikon der Fernerkundung

Bartolomeo

Bezeichnung für die im Jahr 2020 am europäischen Columbus-Modul der Internationalen Raumstation (ISS) angebrachten Nutzlast-Hosting-Plattform. Namengebend der 40 Millionen Euro teuren Plattform Bartolomeo ist der jüngere Bruder von Christoph Columbus.

Ausgehend von Nutzlastgrößen ab 3U (300 × 100 × 100mm³) hostet die Herstellerfirma Airbus Nutzlasten auf Bartolomeo als All-in-One-Missionsservice: Dies beinhaltet technische Unterstützung bei der Vorbereitung der Nutzlast, Start und Installation, Betrieb und Datentransfer sowie eine optionale Rückkehr zur Erde.

Bartolomeo bietet als erste private Außenplattform Europas auf der ISS Firmen und Forschungseinrichtungen die einmalige Chance, ihr Projekt einfach und schnell im Weltraum zu entwickeln. Mit ihren Abmessungen von zwei Mal zweieinhalb Metern wird die neue, 484 Kilogramm schwere Plattform den verfügbaren Platz auf einer Art Forschungsbalkon an der ISS um zwölf Experiment- und drei Antennenplätze erweitern. Die Nutzlasten können rund einen halben Kubikmeter groß sein und haben aus etwa 400 Kilometern Höhe freie Sicht zur Erde oder in den Weltraum. Bartolomeo ist daher besonders für Experimente geeignet, die die freie Weltraumumgebung nutzen.

Standardmäßig bietet Bartolomeo die Möglichkeit, Nutzlasten in einem Massenbereich von 50 bis 450 kg aufzunehmen. Kleinere Nutzlasten bis zu einer Größe von 3U können im ArgUS-Multi-Payload-Frame untergebracht werden, der auf einem Standard-Slot installiert wird. Alle Nutzlasten können vom Benutzer vom Boden aus bedient werden.

Anwendungsbereiche sind unter anderem Erdbeobachtung, Robotik, Materialwissenschaft oder Astrophysik. Nutzlasten können sowohl für institutionelle als auch für private Organisationen untergebracht werden. An Bord der ISS im erdnahen Orbit betrieben, bietet die Bartolomeo-Plattform den einzigen ungehinderten Blick der ISS sowohl auf die Erde als auch in den Weltraum.

Von der neuen Plattform werden daher Strahlenbiologen, Astro- und Sonnenphysiker, Erdbeobachter, Atmosphären- oder Klimaforscher profitieren. Die Plattform bietet Kunden und Forschenden Nutzlast-Hosting-Möglichkeiten, um Raumfahrttechnologien zu testen und zu validieren, ein neues Geschäftskonzept für die Raumfahrt zu verifizieren, wissenschaftliche Experimente in der Mikrogravitation durchzuführen oder in die Fertigung im Weltraum einzusteigen.Hier existieren einzigartige Möglichkeiten, die in keinem Labor der Erde erreicht werden, weil optische Sensoren, Materialien, Robotikkomponenten und Antennen in direkter Weltraumumgebung getestet werden können.

Bartolomeo-Plattform zur Erdbeobachtung Bartolomeo-Plattform Quelle: ResearchGate / Airbus D & S

Neben dem Vorteil, Experimente und Technologien direkt im Weltraum zu testen, sind zudem alle Experimente und Entwicklungen auf Bartolomeo deutlich kostengünstiger als beispielsweise auf Satelliten. Sie benötigen keinen eigenen Raketenstart, sondern werden auf routinemäßigen Versorgungsflügen zur ISS gebracht. Die einfache und kostengünstige Nutzung macht Bartolomeo besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) attraktiv und kann ihnen neue Geschäftsfelder eröffnen – zum Beispiel im Bereich Telekommunikation. Für eine Nachrüstung von Bartolomeo mit Experimenten müssen auch keine Astronauten mehr ausrücken. Durch standardisierte Maße und Anschlüsse der Experimente ist der Einbau viel einfacher und kann rein robotisch über Fernsteuerung von der Erde aus erfolgen.

Bartolomeo wird in einer Partnerschaft zwischen Airbus, ESA, NASA und dem ISS National Laboratory betrieben. Bartolomeo ermöglicht die Aufnahme von bis zu zwölf externen Nutzlasten in der Weltraumumgebung.

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