Lexikon der Fernerkundung

Globaler Wandel

1. Im engeren Sinne:
a) Syn. Globale Umweltveränderungen, Global Change; durch Eingriffe des Menschen in die natürliche Umwelt bedingte Veränderungen mit globalem Ausmaß. Besonders der Klimawandel, der Verlust biologischer Vielfalt, die Bodendegradation sowie die Verknappung und Verschmutzung von Süßwasser zählen zu den weltweit voranschreitenden kritischen Veränderungen der natürlichen Umwelt. Beschleunigt werden diese Eingriffe in die natürliche Umwelt durch die anhaltende Ausbreitung nicht nachhaltiger Lebensstile, die anhaltende absolute Armut sowie das Bevölkerungswachstum. Eine Folge globaler Umweltveränderungen ist die wachsende Verwundbarkeit vor allem der Entwicklungsländer gegenüber Naturkatastrophen,  Nahrungskrisen und Erkrankungsrisiken. Umweltzerstörung ist daher auch zu einer Sicherheitsfrage geworden. Die Herausforderung für Wissenschaft und Politik liegt in der neuen Qualität dieser weltweit wirksamen Eingriffe des Menschen in das System Erde. Mit globaler Umwelt- und Entwicklungspolitik, die sich am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung orientiert, sollen diese Probleme bewältigt werden.

b) Teilweise meint der Begriff auch die Betrachtung derjenigen zeitlichen und räumlichen Veränderungen des Systems Erde, die zu messbaren Veränderungen der Umwelt innerhalb menschlicher Zeitskalen führen, unabhängig davon, ob sie geodynamische oder anthropogene Ursachen haben.

Das Monitoring des globalen Wandels ist ein ideales Einsatzfeld für Fernerkundungsverfahren (s. Umweltmonitoring und Fernerkundung). Die Identifizierung und zuverlässige Beobachtung der großräumigen Veränderungen im Kontext des globalen Wandels ist sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus soziopolitischer Sicht interessant und bedarf effizienter geodätischer Messmethoden von globalem Charakter, die es ermöglichen, globale Signale über längere Zeiträume konsistent abzutasten. Fernerkundungsverfahren werden diesen Anforderungen aus mehreren Gründen in besonderer Weise gerecht und sind daher besonders zur Beobachtung von globalen Veränderungen der Erdoberfläche geeignet. Durch geeignetes Design ihrer Satellitenorbits können Fernerkundungssysteme lange Zeitserien systematisch gemessener globaler Wiederholaufnahmen bereitstellen, die sich ideal zur Identifizierung dynamischer Prozesse eignen. Die Kalibrierung moderner Fernerkundungssysteme ermöglicht es weiterhin, diese dynamischen Prozesse nicht nur zu erkennen, sondern zusätzlich mit geodätischer Genauigkeit zu quantifizieren.

Die Verfügbarkeit globaler Beobachtungssysteme ist eine Grundvoraussetzung für die globale Analyse dynamischer Umweltparameter. Als Antwort auf dieses Grundbedürfnis wurden in den letzten Jahrzehnten mehrere nationale und internationale Erdbeobachtungsprogramme ins Leben gerufen, deren Sensoren das System Erde regelmäßig über ein breites Frequenzspektrum hinweg abtasten, und eine Flut von Basisdaten generieren, die zur Analyse unserer Umwelt eingesetzt werden können. Zur Koordinierung dieser global verteilten Beobachtungsprogramme wurden eine Reihe internationaler Gremien und Organisationen ins Leben gerufen, deren Ziel es ist existierende Satellitensysteme zu integrieren, und zukünftige Beobachtungssysteme international aufeinander abzustimmen.

Meyer (2017) gibt anhand dreier Beispielstudien einen Einblick in die Bandbreite dieses Themas sowohl in der Fernerkundungsmethodik als auch in der geophysikalischen Anwendung: Die Studien beschreiben den Beitrag der Fernerkundung zur Beobachtung des globalen Waldbestandes, zur Analyse von Veränderungen der Land- und Seeeismassen und zur Messung des globalen Meeresspiegels.

2. Im weiteren Sinne: International übergreifendes Phänomen, welches globale Umweltveränderungen, ökonomische Globalisierung, kulturellen Wandel und ein zunehmendes Nord-Süd-Gefälle umfasst.

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