Lexikon der Fernerkundung

Monitoring

  1. Im allgemeinen, weitgefassten Sinne die kontinuierlich andauernde oder zeitweise Untersuchung und Überwachung der Veränderungen eines Systems, zumeist Komponenten oder Aspekte der Umwelt. Im Rahmen des Monitoring werden über einen längerfristigen Zeitraum Messdaten im realen Umfeld erfasst, analysiert und dokumentiert. Der zeitnahe Vergleich der gemessenen Datenwerte mit Sollwerten, die eine geplante Zielstellung repräsentieren, ermöglicht eine unmittelbare Kontrolle und fortlaufende Steuerung des Systems.

  2. In einem enger gefassten Sinne die Beobachtung und Kontrolle von qualitativen und quantitativen Veränderungen mittels Zeitreihenuntersuchungen im lokalen, regionalen und globalen Maßstab anhand von Bild- und anderen Datenaufzeichnungen. Diese Prozesse können in verschiedenen zeitlichen Ebenen ablaufen: kurzfristig (z.B. Vulkanausbruch, Eisbergwarnungen), saisonal (z.B. Ernteertragsberechnungnungen), mittelfristig (z.B. Holzeinschlag im tropischen Regenwald) und langfristig (z.B. Landschaftswandel in Folge zunehmender Flächennutzungsintensität, Abschmelzen von Gletschern, Flussdeltaentwicklung).

Ein Monitoring setzt den Vergleich von mindestens zwei Zeitschnitten voraus, zumeist werden jedoch Daten mehrerer Zeitschnitte (multitemporale Datensätze) ausgewertet. Ausgehend von einem Ist-Zustand werden sowohl retrospektive als auch perspektivische Entwicklungen untersucht. Fernerkundungsdaten stellen eine ausgezeichnete Datengrundlage für die unterschiedlichsten Monitoringaufgaben dar, da sie aktuell, flächendeckend, zeitsynchron und in regelmäßigen Abständen verfügbar sind und zu einem einheitlichen Zeitpunkt eine synoptische Übersicht über die interessierenden Regionen ermöglichen. In Abhängigkeit von der spezifischen Thematik finden Flugzeug- oder Satellitendaten Verwendung. Luftbilder sind in Deutschland regelmäßig seit den 1950er Jahren verfügbar, regional unterschiedlich unregelmäßig jedoch auch schon seit den 1920er Jahren. Dieser Zeitraum ist mit wesentlichen und zum Teil einschneidenden wirtschaftlichen und in Folge auch landschaftsökologischen Veränderungen verbunden. Mit dem Landsat MSS steht seit 1972 erstmals kommerziell ein regelmäßig operierender Fernerkundungssensor zur Verfügung. Mit ihm und seinen Nachfolgern existieren Sensoren, deren Daten geeignet sind, auch großräumig oder in wenig erforschten bzw. schwer zugänglichen Gebieten regelmäßig Daten zu erhalten.

Die Erfassung einer Vielzahl raum-zeitlicher Veränderungen ist häufig nur mit Fernerkundungsdaten möglich, da zumeist keine adäquaten thematischen Karten existieren. Voraussetzung für ein erfolgreiches Monitoring ist ein an die verfügbaren Daten angepasstes Auswertekonzept nach einheitlichen Parametern und einheitlichen Regeln der Bildverarbeitung. Zumeist erfolgt die Auswertung der Fernerkundungsdaten im Kontext mit anderen Sach- und Raumdaten, die wiederum häufig in einem Geographischen Informationssystem verwaltet werden. Die integrierte Raster- und Vektordatenverarbeitung trägt wesentlich zur Verbesserung der Ergebnisse  des Monitorings bei und eignet sich besonders auch zur Entwicklung von Szenarien für mögliche künftige Entwicklungen. Die ständige Verbesserung der geometrischen und spektralen Auflösung von Fernerkundungsdaten erweitern die Anwendungsmöglichkeiten auch für kleinräumig strukturierte Gebiete, wie z.B. Stadtregionen oder naturschutzrelevante Prozesse.

Oft wird vor allem in der Raumbeobachtung unter methodischen Gesichtspunkten das Monitoring als weitgehend interessenneutrale Aufnahme und Analyse von Raumzuständen und Entwicklungen zur Bereitstellung objektiver Bewertungsgrundlagen unterschieden vom (Ziel)Controlling. Dieses bewertet räumliche Entwicklungen mit Blick auf planerische Zielsetzungen im Bezugsrahmen messbarer Kenngrößen und definierter Zielgrößen. Neben der 'Zielerreichungskontrolle' ist die 'Wirkungskontrolle' wesentlicher Gegenstand eines raumbezogenen Controllings.

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