Lexikon der Fernerkundung

FORMOSAT-2

FORMOSAT-2 ist der zweite - inzwischen inaktive - hoch auflösende optische Erdbeobachtungssatellit für die taiwanesische Raumfahrtagentur (NSPO, heute TASA). Er konnte in täglichem Rhythmus jeden Punkt der Erde mit den gleichen Aufnahmeparametern neu erfassen. Sein einzigartiger Orbit und die 2-Meter Auflösung machten diese Mission besonders geeignet für die regionale Fernerkundung und Datenerhebung für die Auswertung von Naturkatastrophen, Anwendungen in der Landnutzung, Stadtplanung, Umweltüberwachung und im Meeresschutz. Die Nutzlast beinhaltete zusätzlich ein Instrument zur Nordlichtbeobachtung.

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Größte Kupfermine der Welt in Chuquicamata, Chile

Quelle: Satellite Imaging Corp.

FORMOSAT-2, ursprünglich Rocsat-2 genannt, wurde am 20. Mai 2004 gestartet und im Dezember des gleichen Jahres umbenannt. Als Lebensdauer waren fünf Jahre geplant, der Satellit arbeitete aber über 12 Jahre ohne Probleme. Ende Juni 2016 trat ein irreparabler Defekt auf, so dass die NSPO den Satelliten am 19. August 2016 außer Betrieb nahm.

Die Bilder haben eine Schwadbreite von 24 × 24 km und eine geometrische Auflösung von 2 m (panchromatisch) bzw. 8 m (Vierkanal-Multispektral). Sie wurden für zahlreiche Anwendungen wie Agrarwissenschaft, Landschaftsschutz, Katastrophenschutz und ähnliches genutzt werden. Die Sensoren der mit einem 60-cm-Spiegel ausgerüsteten Kamera des Remote Sensing Instrument (RSI) arbeiteten im Spektralbereich von 0,45-0,90 μm (panchromatische Kamera) beziehungsweise 0,45-0,52 μm (blau), 0,52-0,60 μm (grün), 0,63-0,69 μm (rot) und 0,76-0,90 μm (nahes Infrarot). Daneben ist noch das Instrument Imager of Sprites and Upper Atmospheric Lightning (ISUAL) zur Beobachtung von Blitzen in der oberen Atmosphäre (40-100 km) an Bord.

Dank der Streifenbreite von 24 km und der aufgrund seiner geosynchronen Umlaufbahn täglichen Abdeckung konnte FORMOSAT-2 großflächige Gebiete in nur wenigen Wochen erfassen. Da die Umlaufbahn zudem sonnensynchron war, wurde jeder Punkt stets unter denselben Lichtbedingungen aufgenommen (09:30 Äquator-Überflugszeit). Der Satellit umrundete die Erde jeden Tag genau 14-mal.

Als Hauptauftragnehmer für das Space Segment des Erdbeobachtungsprogramms FORMOSAT 2 lieferte Astrium die Plattform (die erste Anwendung des Leostar Busses) und das erste Fernerkundungsinstrument (RSI) aus 100 Prozent Siliziumkarbid. FORMOSAT 2 war der erste Exportvertrag von Astrium auf dem kommerziellen Markt der Erdbeobachtungssatelliten.

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