Aufklärungsflugzeug
Engl. surveillance aircraft, franz. avion de reconnaissance; Bezeichnung für ein bemanntes oder unbemanntes Militärflugzeug, das für die Aufgabe konstruiert, gebaut oder ausgerüstet ist, Informationen für die militärische Aufklärung zu beschaffen. Unbemannte Flugzeuge nennt man Drohnen. Alternativen sind andere Luftfahrzeuge wie Aufklärungszeppeline (zum Beispiel der unbemannte LEMV (Long Endurance Multi-Intelligence Vehicle)) oder Aufklärungssatelliten.
Bevor es Luftfahrzeuge gab, hatten die Aufklärung per Fernrohr von hochgelegenen Orten (Gipfeln, Türmen) aus und die Aufklärung durch Spione oder berittene Trupps größere Bedeutung als seitdem.
![]() | Luftaufklärung Der SR-71B Blackbird 1994 über den schneebedeckten Bergen der südlichen Sierra Nevada (Kal.) nach der Luftbetankung. Die Streifen auf dem Rumpf und den Tragflächen sind Treibstoff. Die Tanks dichten erst bei hohen Geschwindigkeiten ab, wenn sich die Außenhaut durch die Reibung erhitzt hat. Sonst verliert die Blackbird immer Treibstoff. Abgebildet ist die Trainerversion (SR-71B) mit zweitem, aufgepropftem Cockpit für den Ausbilder. Die Klappe zur Luftbetankung ist offen und die Blackbird war bis dahin noch nicht schneller als der Schall. Quelle: Wikipedia |
| Der MQ-1 Predator, der dem 163. Aufklärungsgeschwader zugeteilt ist, im Flug über dem Southern California Logistics Airport (ehemals George Air Force Base) in Victorville, Kalifornien, 7. Januar 2012. Der MQ-1B Predator ist ein bewaffnetes, ferngesteuertes Mehrzweckflugzeug mit mittlerer Flughöhe und langer Flugdauer, das in erster Linie zur Aufklärungsarbeit und in zweiter Linie zur Bekämpfung dynamischer Ziele eingesetzt wird. Quelle: USAF |
![]() | U-2 Luftbild vom 17.10.1962 mit Stellungen von atomaren Mittelstreckenraketen auf Kuba. Schlechtes Wetter in der Karibik in der Woche vom 7. Oktober 1962 verhinderte, dass amerikanische U-2-Überwachungsflugzeuge weitere Aufklärungsflüge über Fidel Castros Kuba durchführen konnten. Doch am Sonntagmorgen, dem 14. Oktober, und danach war es wolkenlos, und die U-2-Flugzeuge machten Fotos, die in den nächsten Tagen analysiert und neu ausgewertet wurden. Quelle: USAF / National Archives |
Arten der Aufklärung:
Bildaufklärung
Die grundlegende und älteste eingeführte Form der Aufklärung besteht im Anfertigen von Bildern des Zielgebiets. In den Zeiten des Ballons bedeutete dies einen Mann mit Papier und Stift, der Skizzen von feindlichen Befestigungsanlagen machte. Später nahmen Flugzeuge Kameras mit in die Luft. Bis in die 1990er-Jahre war die mit superfeinem Schwarz-Weiß-Film bestückte Kamera das wichtigste Werkzeug der Aufklärung, ehe sie von der elektronischen Bilderfassung abgelöst wurde. Deren wesentlicher Vorteil liegt darin, dass sie in Echtzeit übermittelt werden kann. Infrarotsensoren und Radarsysteme können ebenfalls hochaufgelöste Aufklärungsdaten oder -bilder liefern (siehe Infrarotfotografie, SAR). Mit großen Brennweiten und hochwertigen Objektiven können Spionagesatelliten aus ihrem Orbit Aufnahmen mit einer Auflösung von weniger als 30 Zentimetern aus einer Entfernung von 250 Kilometern machen.
Strategische Aufklärung
Oberstes Ziel eines strategischen Aufklärungssystems ist es, den eigenen Kommandoautoritäten zu ermöglichen, die militärische Stärke einer Zielnation in Friedenszeiten abzuschätzen, und eine solche Aufgabe auch in einem Kriegsfall fortzusetzen. Diese Art von Mission, die über einen langen Zeitraum kontinuierlich ausgeführt wird, ist eher unter dem Begriff Überwachung bekannt.
Strategische Aufklärungsplattformen müssen so viel Information wie möglich über ein möglichst großes Gebiet bei einem einzigen Überflug sammeln; deshalb tendierte man in der Vergangenheit dazu, dafür sehr hoch fliegende Flugzeuge wie die Lockheed U-2, die Lockheed SR-71 ('SR' steht für Strategic Reconnaissance, engl. für Strategische Aufklärung) und die Mikojan-Gurewitsch MiG-25RB einzusetzen. Eine große Flughöhe hat auch den Vorteil einer minimalen Verzeichnung (= optischen Verzerrung) an den Bildrändern.
Seit Jahrzehnten stammt der Großteil der Geheimdienstinformationen, die für strategische Planung verwendet werden, von Satelliten. Die Satellitenbild-Auswerter halten Ausschau nach Indizien für militärische Expansion (etwa große Truppenbewegungen oder Aufstellung neuer Raketenbatterien) und nach militärisch bedeutsamen wirtschaftlichen Veränderungen, etwa Wochenendarbeit in Munitionsfabriken oder Umstellung ihrer Produktion auf Dreischichtenbetrieb. Die USA sammeln mit dem Spionagesystem Echelon riesige Datenmengen. Beide Informationsarten können auch der Wirtschaftsspionage dienen.
Taktische Aufklärung
Es gibt keine scharfe Grenze zwischen strategischer und taktischer Aufklärung. Im Allgemeinen wird taktische Aufklärung im Auftrag des Bodenbefehlshabers ausgeführt und zwar meist von aktuellen Varianten hochleistungsfähiger Flugzeuge wie dem Panavia Tornado und zunehmend von Drohnen. Strategische Systeme können auch für taktische Zwecke verwendet werden: Die SR-71 machten Mach-3-Aufklärungsflüge, um die feindliche Abwehr auszuspionieren, bevor die USA in den 1980er Jahren militärische Kampfhandlungen in Grenada, Libyen und Panama initiierten.
Taktische Aufklärung beinhaltet äußerst selten Überwachung; stattdessen werden die Flugzeuge beauftragt, nachrichtendienstliche Informationen über ein bestimmtes Ziel in einem kurzen Zeitabschnitt zu liefern.
Die technische Ausstattung reicht von (digitalen) Foto-Kameras über Daten- und Sprechfunkantennen, Mikrowellenempfängern bis zu Wärmebildkameras und Radar und weiteren Geräten wie Tonbandgeräten etc.
Siehe auch Stichwort Militärische Fernerkundung